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Sauber bis zur Nachhaltigkeit

Von Christian Rösner

Politik

In der Reinigungsbranche führt der Konkurrenzkampf zu Lohndumping - und das hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Eine Diskussion.


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Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Wirtschaft mittlerweile ein großes. Es ist sogar zu einem eigenen Geschäftsfeld geworden. Denn es geht dabei nicht nur um ökologische Aspekte, sondern auch um soziale und ökonomische. Das Social-Business-Projekt Magdas etwa bewegt sich in diesem Bereich: 20 anerkannte Flüchtlinge arbeiten im Wiener Magdas-Hotel und kümmern sich gemeinsam mit zehn Hotellerieprofis um die Gäste. Mittlerweile ist Magdas schon in fünf Branchen tätig - seit kurzem auch im Bereich der Reinigung, in Kooperation mit einem renommierten Wiener Reinigungsunternehmen.

Doch was hier oft und gerne als Vorzeigebeispiel für gelungenes Social-Business genannt wird, findet man am freien Markt immer noch nur sehr vereinzelt. Vor allem in der Reinigungsbranche herrscht ein bitterer Konkurrenzkampf - die meisten setzen auf Niedrigstpreise, nur wenige auf soziale Verantwortung. Während also die einen mit geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen die Preise drücken, versuchen die anderen mit Qualität und Nachhaltigkeit zu punkten - was alles andere als leicht zu sein scheint.

Ein Umstand, der im Übrigen heute nicht nur die Reinigungsbranche betrifft. Was das für die Wirtschaft und für den Arbeitsmarkt bedeutet, darüber diskutierten im Café Eiles unter der Moderation der "Wiener Zeitung" Gerhard Komarek, Innungsmeister der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger, Michael Kleinbichler, Geschäftsführer der Magdas Caritas Services GmbH, Martin Sobotka, Abteilungsleiter beim AMS-Wien, Alexander Biach, Direktor-Stellvertreter der Wiener Wirtschaftskammer und Alexander Billasch, Geschäftsführer der Reinigungsfirma Blitzblank.

"Wiener Zeitung":Das Magdas-Projekt ist auf Expansionskurs - jetzt sind Sie sogar in die Reinigungsbranche eingestiegen. Was ist der Grund des Erfolges? Und worin unterscheidet sich dieses Projekt im Vergleich zu anderen privatwirtschaftlichen Projekten? Michael Kleinbichler: Wir sind ein erwerbswirtschaftliches Unternehmen, dessen Ziel nicht die Gewinnmaximierung ist, sondern die Maximierung des sozialen Nutzens. Das heißt, es werden dauerhafte Erwerbsarbeitsplätze für Menschen geschaffen, die nur ganz schwer einen Job finden: Langzeitarbeitslose, Ex-Häftlinge, behinderte Menschen und Flüchtlinge. Wir definieren uns als ein Start-up-Unternehmen und arbeiten mittlerweile schon in Hotellerie, Gastronomie, Gemeinschaftsverpflegung, Recycling - und seit kurzem auch im Bereich der Reinigung in Zusammenarbeit mit der Firma Blitzblank.

Was hat eine Reinigungsfirma von einer solchen Kooperation?Alexander Billasch: Es ist eine Win-win-Situation: Es gibt gemeinsame Aufträge, das Personal wird aufgeteilt, wir bringen professionelles Know-how ein und ziehen uns dann nach einer bestimmten Laufzeit wieder zurück.

Aber würde das nicht auch ohne Magdas gehen?Billasch: Für uns ist es wichtig, nachhaltig zu wirtschaften und soziale Verantwortung zu übernehmen. Natürlich verstehen wir uns als gewinnorientierte Marke - allerdings wollen wir als traditionelles Familienunternehmen auch darauf schauen, dass die Firma auch noch für die nächsten Generationen erhalten bleibt. Und das geht meiner Meinung nach nur mit einen nachhaltigen Ansatz, und dazu gehört eben auch, dass man sozial verträgliche Arbeitsplätze schafft. Wir haben zum Beispiel einen Haftentlassenen eingestellt, der extrem motiviert ist und wieder den Weg zurück in die Gesellschaft finden will. Er gehört mittlerweile zu unseren besten Mitarbeitern. Wir haben auch ältere Mitarbeiter und alleinerziehende Mütter eingestellt - sie alle sind froh, endlich wieder arbeiten zu können und geben Gas.

Und das funktioniert reibungslos?Billasch: Es gibt natürlich auch eine Kehrseite der Medaille: Manche Bewerber kommen nur, um sich den Stempel für’s AMS geben zu lassen. Und es gibt Firmen, die unser Wirtschaftssystem gnadenlos ausnutzen: Sie setzen auf Notstandshilfe plus geringfügige Beschäftigung schwarz auf die Hand. Der Arbeitnehmer sieht hier natürlich nur den kurzfristigen Aspekt, denkt nicht an die Pensionsvorsorge und sagt: Super, da verdiene ich mehr, als wenn ich mich anstellen lassen würde. Hier gibt es meiner Meinung nach auch zu wenig Kontrolle vonseiten des Staates, um diese Missstände auszumerzen.

Kleinbichler: Da muss ich jetzt widersprechen: Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass das eine Diskriminierung für arbeitslose Menschen ist. Es sind, wie bereits erwähnt wurde, die Rahmenbedingungen, die nicht passen. Und ich bin zutiefst optimistisch, dass es dem Menschen innewohnt, erwerbstätig sein zu wollen - niemand will auf Mindestsicherung oder AMS-Beiträge angewiesen sein.

Also sind die anderen Firmen die "Bösen"?Billasch: Nein, natürlich liegt die Verantwortung auch auf der Käuferseite, die gerne unterpreisig einkauft - da gehört leider auch noch immer die öffentliche Hand dazu. Es gibt Ausschreibungen, wo am Ende bewusst 30 bis 40 Prozent unter dem reellen Preis eingekauft wird. Deswegen ist es so wichtig, Bewusstsein zu schaffen, denn wenn schon die öffentliche Hand Nachhaltigkeit nicht unterstützt, warum sollte es dann jemand anderer tun?

Gerhard Komarek: Wir erleben immer wieder, dass aufgrund der Dienstleistungsfreiheit und der Arbeitnehmerfreizügigkeit Betriebe aus dem Ausland in Wien arbeiten - und mittlerweile leider auch die Stadt Wien solche Betriebe beauftragt - ob das Fassadenreinigung oder andere kurzfristige Dinge sind. Da wird zwar vorgegaukelt, die österreichischen Kollektivvertragslöhne einzuhalten. Wir wissen aber etwa vom Baubereich, dass dann im eigenen Land - z.B. Slowakei, Tschechien oder Ungarn - Gelder wieder zurückgezahlt werden. Und auch die Mindestsicherung macht es den Betrieben schwer, die Mitarbeiter zu rekrutieren. Wenn ich heute in der Reinigung eine 20-Stunden-Kraft einstellen will, dann bekommt sie 700 Euro. Die sagt dann natürlich: Warum soll ich für 700 Euro 20 Stunden arbeiten, wenn ich ohne Arbeit 820 Euro Mindestsicherung bekomme?

Sie machen die Mindestsicherung für die schlechte Rekrutierungslage der Betriebe verantwortlich?Komarek: Nein, die Hauptverantwortung liegt bei der Politik und beim Gesetzgeber: Sie müssen die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass die Mindestsicherung nicht höher liegt als das kollektivvertragliche Mindestgehalt für die Arbeitnehmer. Wobei wir jetzt 1500 Euro in der niedrigsten Lohngruppe bezahlen.

Billasch: Ja, aber wenn ich diese Qualität anbieten will, muss ich als Unternehmer investieren. Und das Investment bedeutet, dass die Preise dementsprechend angemessen sind, was natürlich auch die Auftragnehmer in die Pflicht nehmen sollte.

Welche Rolle spielt hier das AMS?Martin Sobotka: Wir arbeiten sehr eng mit den Betrieben und der Landesinnung zusammen und kennen die Problematiken. Wir befüllen die Kurse mit arbeitslosen Personen und haben eine Vielzahl an Förderungen - z.B. Eingliederungsbeihilfen. Das heißt, wir bezahlen für eine begrenzte Zeit einen bestimmten Prozentsatz von Lohn- und Lohnnebenkosten, wenn Betriebe Asylberechtigte einstellen. Dasselbe gibt es für Menschen ab 50 Jahren, Haftentlassene oder Menschen mit sonstigen Vermittlungshemmnissen. Und das wird auch sehr stark angenommen.

Billasch: Das ist maximal eine Starthilfe, weil man dann nach dem Förderungszeitraum in die vollen Kosten zurückfällt.

Sobotka: Wir gehen aber davon aus, dass die Betroffenen nach fünf Monaten oder einem Jahr voll in den Betrieb integriert sind. Und um das geht es ja schließlich. Dafür gibt es auch die sozialökonomischen Betriebe, wie etwa Magdas einer ist. Wir hören oft von Betrieben: Wir brauchen Leute, aber können es uns nicht leisten. Das ist eine Aussage, mit der ich wenig anfangen kann: Entweder kann ich’s oder ich kann’s nicht. Und nur jemanden zu nehmen, weil ich eine Förderung kriege, ist für mich der falsche Zugang zu dem Thema.

Was ist nun mit dem Vorwurf, dass viele gar nicht arbeiten wollen?Sobotka: Diese Rückmeldung bekommen wir immer wieder. Deswegen versuchen wir auch, stark Hand in Hand mit unseren Partnern zu arbeiten und mit den betroffenen Personen zu reden. Aber es kommt natürlich auch immer auf die Rahmenbedingungen an. Die Auftraggeber haben am liebsten aufgeteilte Arbeitszeiten: von 6 bis 9 Uhr und von 17 bis 20 Uhr. Die meisten wollen sich nämlich nicht im Büro von Putzfrauen stören lassen. Das sind zweimal 15 Stunden und somit eine Teilzeitbeschäftigung, die zu 80 Prozent Frauen machen - die größtenteils noch Kinderbetreuung in Anspruch nehmen müssen. Das heißt, das geht sich für viele nicht aus und ist deswegen auch unattraktiv. Denn der Kindergarten sperrt erst um 7 Uhr auf und schließt um 17 Uhr.

Was kann man dagegen tun?Sobotka: Wir haben seit kurzem ein Projekt namens Tagesreinigung: Dienste zwischen 8 und 16 Uhr - während laufenden Betriebes. Da müssen allerdings die Auftraggeber umdenken und damit einverstanden sein, was selbst in unseren eigenen Häusern nicht so einfach ist. Bei uns ist eine Reinigungskraft den ganzen Tag über beschäftigt - während Besprechungen, Meetings, Vorträgen, Kundenverkehr. Dementsprechend muss auch der Dienstplan adaptiert werden: Es kann nicht der Staubsauger laufen, während ein Beratungsgespräch mit einer arbeitslosen Person stattfindet. Die Vorteile: Die angestellte Person kann Vollzeit arbeiten, bekommt genug Gehalt und ist in das Unternehmen integriert, weil sie jeder täglich sieht und daher auch kennt. Wir würden uns daher wünschen, dass der Magistrat oder die Ministerien das übernehmen, um so als gutes Beispiel voranzugehen.

Wie schafft man das?Sobotka: Es ist im Gespräch, Randzeiten teurer zu machen und die Hauptzeiten zu vergünstigen.

Das mit den Arbeitsunwilligen stimmt also nicht?Sobotka: Alleine meine Abteilung hat heuer rund 10.000 Menschen in Beschäftigung gebracht - den Großteil in der Reinigung. Das sehe ich als einen großen Erfolg. Die Arbeitsunwilligkeit haben u.a. die Betriebe zu verantworten, die nur geringfügige Beschäftigung anbieten und die Arbeitnehmer ihre Sozialleistung weiter beziehen. Ein Beispiel: Wir hatten eine Firma, die gesagt hat, wir haben eine Ausschreibung eines Ministeriums gewonnen und dafür brauchen wir 20 geringfügig Beschäftigte, die von 8 bis 10 Uhr arbeiten. Davon hat aber niemand etwas auf Dauer.

Muss man in Zeiten wie diesen nicht das nehmen, was kommt?Alexander Biach: Wir haben gerade eine Hold-Position in der Wirtschaft, wo die Unternehmer sich fragen: Kommt die Wirtschaft wieder in Schwung? Lohnen sich die Investitionen in Technologie und Personal? In dem Moment, wo aber ein Unternehmen Unterstützung dabei bekommt, in sein Personal zu investieren, dann werden all die Dinge, die wir hier besprechen, von ganz alleine funktionieren. Das heißt, die Bundesregierung und die Stadt Wien sind jetzt ganz besonders gefordert, Investitionsanreize zu schaffen - zum Beispiel mit einer Investitionszuwachsprämie.

Investitionsanreize alleine reichen?Biach: Das ist ein Punkt. Schafft die Regierung darüber hinaus flexible Arbeitszeitmodelle, um Anforderungen, die sich aus der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ergeben, gerecht werden zu können, dann werden das die Unternehmen ebenso dankbar annehmen. Auch die Bindung, die man im Bereich der älteren Arbeitnehmer hat oder bei Menschen mit besonderen Bedürfnissen, müsste überdacht werden. Denn wenn ein Betrieb jemanden auf immer und ewig bei sich aufnehmen muss, dann wird er nicht darauf einsteigen. Hier ist mehr Flexibilität gefragt.

Bleibt hier nicht die soziale Gerechtigkeit auf der Strecke - Stichwort Nachhaltigkeit?Biach: Die Betriebe wissen, dass Nachhaltigkeit gut für sie ist - vor allem im sozialen Bereich. Dafür muss aber die Regierung die Rahmenbedingungen schaffen. Deswegen sollte auch das Bestbieterprinzip angewendet werden und nicht das Billigstbieterprinzip. Denn den Wettbewerb mit den umliegenden Ländern im Osten, wo die Preise teilweise um 50 Prozent unter unseren liegen, werden wir ohnehin niemals gewinnen können. Wir können nur mit Qualität punkten. Und das funktioniert nur, wenn wir die Betriebe dazu bringen, ihre Leute gut auszubilden, um sich langfristig Fachkräfte zu schaffen und international zu bestehen.

Die Stadtregierung will uns aus der Krise "herausinvestieren". Es gibt Förderungen für Start-ups, aber auch für KMUs. Setzt sie an den falschen Hebeln an?Biach: Ich habe auf der Uni gelernt, dass eine Investition dann einen Nutzen hat, wenn es einen Return of Investment gibt. Das heißt, wir haben manchmal Auffassungsunterschiede darüber, was Investitionen sind. In den Sozialbereich zu investieren ist gesellschaftspolitisch sehr wichtig - schafft aber nicht immer den Effekt, den wir glauben durch nachhaltige Investitionen zu schaffen.

Was heißt das?Biach: Das heißt, wenn ich einen Betrieb dazu motiviere, dass er durch neue Technologie sein Leistungsspektrum ausweiten kann, dann braucht er Arbeitskräfte. Das ist eine nachhaltige Investition. Wenn die Stadt Wien den Betrieb bei dieser Investition unterstützt, dann hat sie mehr davon, als wenn sie das Geld direkt dem Arbeitssuchenden gibt.

Noch einmal: Geht das dann nicht auf Kosten des Sozialbereichs?Biach: Nein, ich bitte hier um eine deutliche Trennung: Sie sprechen hier über notwendige Sozialtransfers - aber Investitionen müssen in der Wirtschaft stattfinden. Denn nur eine Investition in die Wirtschaft ist eine Investition in die Menschen.

Stichwort Bestbieterprinzip: Sollte das nicht schon längst angewendet werden?Komarek: Die Bundesbeschaffung vergibt landesweit alle Reinigungsdienstverträge. Und die wenden das Bestbieterprinzip und Plausibilitätsprüfungen schon seit Jahren an. Wir haben auch ein Musterstundenkalkulations-Tool - damit der Auftraggeber weiß, dass ich in der niedrigsten Lohngruppe bei 8,46 Euro auf mindestens 16,40 Euro pro Stunde komme, nur um die gesetzlichen Abgaben einzuhalten.

Warum so viel Aufschlag?Komarek: Weil in der Reinigungsbranche die sogenannte Kopfsteuer so hoch ist: Wir haben die Behindertenausgleichstaxe, die pro Kopf berechnet wird, die U-Bahn-Steuer - und es kommt ab 2017 ein Bonus-Malus-System: Das bedeutet, dass in jeder Reinigungsfirma 13,39 Prozent der Beschäftigten über 55 Jahre alt sein müssen. Ist das nicht der Fall, muss bei einer Kündigung die doppelte Abgabe bezahlt werden. Das sind Aktionen seitens Politik, die nicht nachvollziehbar sind.

Aber diese Quote kommt doch den älteren Arbeitssuchenden zugute, oder etwa nicht?Komarek: Ich gebe ihnen ein Beispiel: Herr Billasch verliert nach einer Neuausschreibung einen öffentlichen Auftrag, weil der Konkurrent günstiger ist. Jetzt muss Herr Billasch 30 Mitarbeiter kündigen, kann deswegen die Quote nicht mehr einhalten und muss noch zusätzlich 7000 Euro bezahlen.

Der Schutz der Arbeitnehmer spielt für Sie keine Rolle? Was ist mit behinderten Menschen. Ohne Quote würde von denen keiner einen Job finden, oder sehen Sie das anders?Komarek: Österreichs größte Reinigungsfirma müsste 186 Menschen mit Behinderung einstellen, um die vorgeschriebene Quote zu erfüllen. So viele findet sie aber gar nicht. Abgesehen davon: Wo soll das Unternehmen sie einsetzen - in einer Reinigungsgondel an einer Hausfassade? In der Grundreinigung mit Chemikalien? Im Krankenhausbereich? Und nur weil der Betrieb die Quote nicht erreicht, bezahlt er eine dreiviertel Million Euro Behindertenausgleichstaxe - im Übrigen egal, ob der einzelne Mitarbeiter nur zwei Stunden pro Tag arbeitet oder acht.

Bei der U-Bahnsteuer ist es übrigens ähnlich: Es gibt eine Reinigungsfirma, die 1500 Mitarbeiter in Wien hat, für die sie zwei Euro pro Kopf und Woche bezahlen muss. Das sind 156.000 Euro U-Bahn-Steuer pro Jahr. Ein Betrieb, der aber in Brunn am Gebirge oder in Gerasdorf angesiedelt ist, der muss das nicht bezahlen. Und auch die gemeindeeigenen Betriebe bezahlen das nicht, sondern nur rein die Privatwirtschaft. Hier muss die Politikbesser darauf schauen, dass die Wertschöpfung im Land bleibt - nachhaltig.

Liegt hier nicht die Vermittlungsaufgabe grundsätzlich beim AMS?Sobotka: Wir haben Projekte, wo wir versuchen, behinderte oder ältere Menschen unterzubringen. Ich schaue in unsere Datenbank und schalte ein öffentliches Inserat. Doch dann werde ich von der Gleichbehandlungskommission zurückgepfiffen. Denn solche Inserate dürfen wir nicht veröffentlichen, weil wir damit andere Personen ausschließen. Das heißt, ich darf in meine Inserate nur noch hineinschreiben, dass ich irgendjemanden suche, der irgendwas machen kann und dafür irgendwas kriegt. Und wenn so etwas eingeklagt wird, dann muss nicht das AMS dafür geradestehen, sondern der Inseratverfasser. Das sind meine großen Probleme dieses Thema betreffend.

Biach: Es geht natürlich auch allgemein um Bewusstseinsbildung: So viele regen sich darüber auf, dass in den Einkaufsstraßen die Geschäfte leer stehen, aber alle bestellen am Sonntag auf Tastendruck ihre Sachen steuerfrei aus Irland. Wenn ich aber meinen Kindern vermitteln kann, dass es ökologischer und ökonomischer ist, österreichische Bio-Äpfel frisch vom Markt zu kaufen, dann werden sie später vielleicht auch eher das heimische Reinigungsunternehmen bevorzugen.