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Sauberer Strom für Afrika

Von WZ-Korrespondentin Kristin Palitza

Wirtschaft

Ein neues Wasserkraftwerk soll ab 2025 an die Hälfte der Afrikaner Strom liefern.


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Kapstadt. Kongos Staatsoberhaupt Joseph Kabila und Südafrikas Präsident Jacob Zuma haben in Kongos zweitgrößter Stadt Lubumbashi ein Abkommen für die Konstruktion des Grand Inga-Damms unterzeichnet. Der Damm soll mehr als die Hälfte der afrikanischen Bevölkerung südlich der Sahara versorgen können. Heute werden lediglich vier Prozent der afrikanischen Wasserkraft genutzt. Vier von fünf Menschen in der Region haben keinen Anschluss an das Stromnetz.

"Der Damm wird auf dem ganzen Kontinent zur nachhaltigen Energieversorgung sowie zu einer kohlendioxidarmen Wirtschaft und wirtschaftlicher Entwicklung beitragen", so Präsident Zuma. Bei der Unterzeichnung sprach er von "einem Tag, der beweist, dass Afro-Optimisten richtig liegen".

Größtes Wasserkraftwerk

Das Grand Inga-Projekt wird eine Kapazität von 40.000 Megawatt haben - mehr als doppelt soviel wie Chinas Drei-Schluchten-Staudamm und mehr als ein Drittel der aktuellen Stromproduktion Afrikas. Bislang blieben die Inga-Fälle weitgehend ungenutzt. Die beiden existierenden Staudämme, Inga I und Inga II, haben insgesamt nur eine Kapazität von 1775 Megawatt.

Internationale Geldgeber

Der Bau des Grand Inga, der bis 2025 abgeschlossen sein soll, soll 60 Milliarden Euro kosten. Hinzu kommen 7,3 Milliarden Euro, um den Staudamm an ein kontinentales Stromnetz anzuschließen. Die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank, die Europäische Investitionsbank sowie einige private westliche Energiekonzerne wollen in das Projekt investieren - im Austausch für wirtschaftliche Vorteile, sobald die Stromproduktion beginnt.

Beobachter fragen deshalb, ob die geplante "grüne" Energieerzeugung den Afrikanern zugutekommen wird. "Ausländische Investoren werden zum Bau beitragen, um einen Anteil an den großen Mengen billigen Stroms zu bekommen. Das wird den Staat zwingen, Verträge abzuschließen, die die Nutzung des Stroms bestimmen", warnte Charlotte Johnson vom Institut für Demokratie in Afrika. Investoren werden in der Lage sein, bessere Preise zu zahlen und damit Afrikas Arme aus der Konkurrenz zu drängen.

Bislang haben Kongos Regierung und Investoren keine Pläne vorgelegt, wie der Strom genutzt werden kann. Doch im Kleingedruckten heiße es deutlich: Der erzeugte Strom ist als kommerzielles Produkt gedacht und soll Afrikas große Bergbau- und Industriegebiete sowie städtische Gebiete in Südafrika, Ägypten und Europa mit Strom versorgen.

"Afrikanische Gemeinden sind nicht die Nutznießer von Grand Inga, und die 500 Millionen Menschen, denen Strom versprochen wurde, werden weiterhin im Dunkeln sitzen", sagte Johnson. Kongo und Südafrika wollen im nächsten Halbjahr eine Vereinbarung zu den einzelnen Bauphasen des Staudamms ausarbeiten. Der Strom wird von den staatseigenen Energiekonzernen Eskom (Südafrika) und Kongos Societé Nationale d’Electricité (SNEL) vermarktet werden. Der Meistbietende soll den Zuschlag bekommen.