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Sauberer Strom im Aufwind

Von Andrea Möchel

Wirtschaft

Nach jahrelangem Stillstand brachte Ökostromgesetz 2012 neuen Schwung.


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Wien. Anfang 2003 trat das erste Ökostromgesetz in Österreich in Kraft. Seither wird die Förderung von erneuerbarer Stromerzeugung auf Bundesebene einheitlich geregelt. Zehn Jahre später boomt der Ausbau von Ökostromanlagen. Und das, obwohl es auch Rückschläge gab, an denen ein zwischenzeitlicher legislativer Stillstand schuld war, aber auch das Wetter. So kam es 2011 zu einem vor allem witterungsbedingten Rückgang der Ökostromproduktion, wie der aktuelle Ökostrombericht 2012 belegt.

2011 war kein gutes Jahr für die Ökostromerzeugung, bilanziert Martin Graf, Vorstand der E-Control, die für die Erstellung des jährlichen Ökostromberichts zuständig ist. In den ersten sechs Monaten 2012 konnte die Menge des geförderten Ökostroms aber schon wieder deutlich gesteigert werden. Neben den besseren Witterungsbedingungen für die Ökostromerzeugung lag das vor allem an der Inbetriebnahme zahlreicher neuer Anlagen im Bereich von Windkraft (29) und Photovoltaik (1587) im ersten Halbjahr 2012. Die Ökostromproduktion hat durch das Ökostromgesetz 2012 deutlich an Schwung gewonnen, lautet dann auch die Bilanz von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner anlässlich der Präsentation des Ökostromberichts.

Frühere Versäumnisse

Kritischer fällt da schon die Reaktion von Joseph Plank, Präsident des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich, zum aktuellen Bericht aus: "Hätten wir in den vergangenen Jahren in den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien investiert, wären wir 2011 zumindest im Stande gewesen, den weiteren Stromzuwachs durch erneuerbare Energien decken zu können", meint er. Stattdessen macht der neue Ökostrombericht die schlechten Ausbauzahlen der vergangenen Jahre im Ökostrombereich sichtbar. Immerhin: Das im Gesetz festgelegte Ziel eines Anteils von 15 Prozent geförderten Ökostroms im Jahr 2015 wird laut E-Control mit prognostizierten 17,7 Prozent voraussichtlich sogar übertroffen.

Und so lauten die zentralen Ergebnisse des Ökostromberichts:

Fördervolumen Das Unterstützungsvolumen für die Ökostromerzeugung sank von 350 Millionen Euro (im Jahr 2010) auf 308 Millionen Euro (2011). Als Ursache wird der zum Vergleichszeitraum 2010 gestiegene durchschnittliche Marktpreis genannt. Für 2012 geht die E-Control von einem Unterstützungsvolumen von insgesamt 373 Millionen Euro aus.

Solarstrom Die Stromerzeugung aus Sonnenenergie nahm 2011 aufgrund der Tarifförderung und des Abbaus der langen Warteliste durch das neue Ökostromgesetz zu. Die Photovoltaikanlagen lieferten mit 39 Gigawattstunden um 50 Prozent mehr Strom als 2010. Insgesamt leistet der geförderte Solarstrom mit einem Anteil von 0,07 Prozent aber erst einen kleinen Beitrag zur heimischen Stromerzeugung.

Windkraft Bei der Windkraft stiegen die Anzahl der geförderten Anlagen und die installierte Leistung. Der Zuwachs von etwa 183 Megawatt im Jahr 2011 entspricht 129 neuen Windrädern. 2012 wurden 27 Prozent der bestehenden Windkraftleistung neu zugebaut, heuer sollen mehr als 150 neue Anlagen errichtet werden. Für den Staat zahlt sich die Windkraftförderung laut Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, aus: "Die Summe der Steuer- und Abgabenzahlungen an öffentliche Haushalte ist doppelt so hoch wie die Fördersumme für die Windkraftbetreiber."

Kleinwasserkraft Bei geförderten Kleinwasserkraftanlagen reduzierten sich hingegen Anzahl, Leistung und eingespeiste Mengen. Das sei neben der geringeren Wasserführung auch auf Austritte aus dem Förderregime zurückzuführen, so Graf. 2012 traten einige Kleinwasserkraftanlagenbetreiber aber bereits wieder in das Subventionsregime ein.

Biomasse und Biogas Bei den rohstoffabhängigen Technologien Biomasse und Biogas gab es bei der Anlagenzahl und der eingespeisten Strommenge nur geringfügige Änderungen. Aber: Bei vielen Anlagen scheinen die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Betrieb nicht mehr gegeben, konstatiert Graf. Die Zukunft sieht er hier vor allem in der Wärme- und nicht in der Stromerzeugung.

Download des Ökostromberichts unter www.e-control.at