Sieben Neuzugänge erwartet sich die Wiener Börse für heuer. Nach dem mangels Nachfrage geplatzten IPO (Initial Public Offering) der steirischen Saubermacher AG stellt sich nun aber die bange Frage: Wer traut sich, den Reigen angesichts der Turbulenzen an den Aktienbörsen zu eröffnen? Saubermacher-Chef Johann Roth wäre mutig genug gewesen, und sein Unternehmen hätte an der Wiener Börse sicher eine gute Figur gemacht. Doch wenn das Klima nicht stimmt, nützen auch die besten betriebswirtschaftlichen Zahlen nichts.
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Die Liste der abgesagten Börsegänge ist lang: Im November hat das Wiener Flugsicherungs- und Kommunikationsunternehmen Frequentis sein geplantes IPO kurzfristig auf unbestimmte Zeit verschoben, im Dezember warf der steirische Stahlhersteller Breitenfeld aufgrund des "negativen Kapitalmarktumfelds" das Handtuch. Mitte Jänner sagte auch die oberösterreichische Energie AG ihren geplanten Börsegang ab, wenn auch mehr aus politischen Gründen.
Bei der Wiener Chemie-Firma UCP Chemicals waren die Weichen Richtung Börse ebenfalls bereits gestellt - nun wurde der Gang auf das Börsenparkett auf unbestimmte Zeit vertagt. Das Echo bei den Investoren sei wegen des ungünstigen Zeitpunktes unter den Erwartungen gelegen, hieß es aus dem Unternehmen.
Auch Österreichs größtes Touristik- und Freizeitunternehmen, die Verkehrsbüro-Gruppe, die seit geraumer Zeit als heiße Börsenkandidatin gehandelt wird, sieht sich derzeit ebenfalls nicht unter Zugzwang. Im Moment habe man genügend Mittel, um allfällige Zukäufe aus der eigenen Kassa finanzieren zu können, meinte Generaldirektor Harald Nograsek noch vor wenigen Tagen. Die Entscheidung von Saubermacher-Chef Roth für das IPO bezeichnete er als "mutig".
Der Wiener Börse fehlt nun ein Unternehmen, das als Eisbrecher fungiert und auch andere ermutigt, sich Geld vom Kapitalmarkt zu holen. Doch so wie es aussieht, wird noch eine Zeit lang Eiszeit herrschen.
Für die nächsten Wochen und Monate werde es sehr schwierig sein, lautet die aktuelle Einschätzung von Experten. Der Leitindex ATX liegt derzeit gegenüber dem Ultimo 2007 um 14 Prozent im Minus, nachdem er schon 2007 auf der Stelle getreten war. Damit hat die internationale Finanzkrise auch das Dauer-Hoch auf dem Wiener Parkett beendet: 2006 war noch ein Plus von 22 Prozent, 2005 von 51 Prozent verzeichnet worden.