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Der Schulterschluss mit der Militärjunta in Ägypten soll die Stabilität im eigenen Land sichern - koste es, was es wolle.
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Wenn man sieht, wie sich Saudi-Arabien und andere reiche Golfstaaten hinter die blutige Konterrevolution in Ägypten stellen, kann man nicht anders, als anzunehmen, dass diese konservativen Monarchien bereit sind, die Muslimbrüder bis zum letzten Ägypter zu bekämpfen und damit letztlich einen Stellvertreterkrieg gegen die regionale Bedrohung des islamistischen Extremismus zu führen. Die Ereignisse der letzten Wochen sind der Höhepunkt eines Trends, der sich seit Februar 2011 aufbaut, als Präsident Hosni Mubarak entmachtet wurde, was viele Saudis als Im-Stich-Lassen der USA eines ihrer Verbündeten auffassten.
Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain sind enttäuscht, dass die USA nicht mit ihnen die ägyptische Militärregierung, die Präsident Mohamed Mursi stürzte, unterstützt. Sie sehen das als weiteren Beweis, dass die Macht der USA weltweit schwindet und als Ausdruck der Zurückhaltung der US-Öffentlichkeit, sich nach Afghanistan und Irak in muslimische Auseinandersetzungen einzumischen.
Beunruhigend an der Golf-Unterstützung für die ägyptischen Generäle und ihr Durchgreifen ist, dass sich damit ein vorherrschendes Thema der modernen arabischen Politik wiederholt: Das Einmischen der Saudis und anderer konservativer Staaten in arabische Auseinandersetzungen, teilweise, um Tumulte von ihren Grenzen fernzuhalten.
Die Liste von Riads Interventionen ist lang: Mit den Kuwaitern und anderen unterstützten sie die PLO im Libanon finanziell bis hin zum Bürgerkrieg, der 15 Jahre dauerte. Sie finanzierten Saddam Husseins acht Jahre langen Krieg gegen den Iran. Dann die von Saudi-Arabien unterstützten Stellvertreterkriege gegen die alte Sowjetunion, besonders in Afghanistan. Die Saudis ermutigten, mit starker US-Unterstützung, die muslimischen Rebellen, auch die afghanischen Mudschahedin-Gruppen, die sich zu Al-Kaida und Taliban umformten. Mit den Folgen dieser verdeckten Aktionen kämpfen die USA seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001.
Saudi-Arabien fürchtet den Iran heute zutiefst. Die Saudis unterstützen die Sunniten im Libanon gegen die pro-iranische Hisbollah. Und sie unterstützen die Sunniten im Irak, die einen zunehmend gewalttätigen Aufstand gegen den schiitischen Premier Nouri al-Maliki führen. Und dann Syrien: Saudi-Arabien ist ein führender Unterstützer der Rebellen gegen Präsident Bashar al-Assad. Die Saudis lehnen Assad aus vielen Gründen ab, aber hauptsächlich, weil er ein Verbündeter des Irans ist. Manchmal unterstützen die Saudis gemeinsam mit den USA und Jordanien den gemäßigten Oppositionsführer General Salim Idriss, manchmal unterstützen sie extremere Dschihadisten.
Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate müssen sich entscheiden, wie sie ihre eigene Sicherheit und Stabilität am besten schützen. Die Vorstellung, das von den Saudis unterstützte Durchgreifen in Ägypten, das die Muslimbruderschaft in den Untergrund treibt, werde die konservativen Monarchien schützen, wirkt gelinde gesagt kurzsichtig. Aber es ist ihr Geld.
Übersetzung: Redaktion
Originalfassung "A Saudi 'forward' strategy"