Saugeil - dieses Wort können wir zurzeit | auf einer Plakatwerbung für Hamburger lesen.
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Ich weiß, dass sich viele schon allein über den Wortbestandteil geil ärgern. Wie kontrovers muss da erst saugeil sein. Im allgemeinen Sprachgebrauch heißt geil so viel wie sexuell erregt, gierig nach Sex. Außerdem wird der Ausdruck schon seit Jahrzehnten auch mit einer anderen Bedeutung verwendet. Wenn ein Jugendlicher sagt, dass ein Konzert geil war, dann will er damit seine Begeisterung zum Ausdruck bringen. Er meint also: Das Konzert war großartig, es war einfach super. In der Jugendsprache wird das Wort oft durch ein vorangestelltes voll verstärkt: Es war voi geil.
Das Wort geil hat schon einmal, und zwar in grauer Vorzeit, lustvoll, üppig und übermütig bedeutet. Das kommt der heutigen Verwendung in der Jugendsprache schon recht nahe. Erst im Mittelalter sind die sexuellen Bedeutungen wollüstig und lüstern dazugekommen.
Wenn Jugendliche das Gefühl haben, dass die zwei Bedeutungsstränge von geil verwechselt werden könnten, dann bilden sie eine Zusammensetzung. Das sorgt für Klarheit und verstärkt das Gesagte. Wenn jemand wollüstig und lüstern ist, dann gebrauchen sie den Ausdruck sexgeil. Umgekehrt hat es sich eingebürgert, bei der Bedeutung großartig die erweiterte Form saugeil zu verwenden.
In gleicher Weise oszilliert ein anderes Adjektiv in seinen Bedeutungen. Jetzt, wo viele Österreicher dem Skisport frönen, entweder aktiv auf den Pisten oder passiv vor dem Fernseher, ist oft von einer bärigen Abfahrt die Rede. Auch hier haben wir es mit den Bedeutungen großartig und super zu tun. Und was ebenfalls bemerkenswert ist: Wenn wir die Geschichte des Wortes zurückverfolgen, dann landen wir auch in diesem Fall beim Sexuellen.
Das Herkunftswort ist nämlich nicht der Braunbär, sondern ein mittelalterliches Wort, das ähnlich ausgesprochen wurde, aber den Zuchteber bezeichnet hat. Heute bemerken wir gar nicht mehr, dass zwei Wörter mit unterschiedlichen Bedeutungen lautlich zusammengefallen sind: der Bär, als Ausdruck für das große Tier mit dem dicken braunen Pelz, und das in bärig steckende Herkunftswort für den Zuchteber.
Es wird daher niemanden verwundern, dass die Grundbedeutung von bärig so viel wie brünstig und paarungsbereit war, und zwar von Schweinen. Erst später ist dieses Adjektiv umfunktioniert worden, um eine Sache als großartig und super zu etikettieren. In diesem Fall ist die andere Bedeutung verloren gegangen.
Kehren wir noch einmal zum Bären zurück, zu dem großen Tier mit dem braunen Fell. Die ursprüngliche Bedeutung war: der Braune. Wegen des Fells hat das Wort auch in die Sexualsprache Eingang gefunden. Manche Jugendliche amüsieren sich köstlich bei einer zweideutigen Scherzfrage: "Wie viele Eichhörnchen passen in einen Damenslip?" - "Keine Ahnung." - "Mindestens 200 - wenn sogar ein ganzer Bär hineinpasst." Da wird doch nicht jemand mit dem Maßband das Fell eines Eichhörnchens und eines Bären vermessen haben . . .