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Medienunternehmer Herbert Kloiber weiß mit bald 70 Jahren, wie der Hase läuft. Der Filmehändler und Gründer mehrere Fernsehsender lernte einst beim Besten - Filmhändlerlegende Leo Kirch - und verstand es, dessen Methoden weiterzuführen. Nun hat Kloiber ein bemerkenswertes Interview gegeben. Gegenüber dem "Handelsblatt" kündigte er den Verkauf seines Privatsenders ATV an. Nichts Neues an sich, seit Jahren ist bekannt, dass Kloiber einen Käufer für seine Österreich-Beteiligung sucht. Neu ist jedoch, dass Kloiber das Produkt dabei niedermacht. "Seinen größten Fehler" nennt er den Sender, der ihm zweistellige Millionen-Euro-Verluste gebracht habe. Er müsse sein "Portfolio bereinigen", bevor er es seinem Sohn übergibt. ATV wäre ein "Danaergeschenk".
So spricht nicht jemand, der noch ernsthaft erwartet, für sein Eigentum einen Käufer zu finden. Niemand putzt die Braut herunter, bevor er sie zum Altar führt. Bei so viel Frust dürfte die Wahrheit eine noch schlimmere sein: ATV lässt sich offensichtlich bei allen Bemühungen nicht mehr zu Geld machen. In Zeiten, in denen deutsche Großverlage etwa die Verlagsgruppe News einfach von heute auf morgen verschenken, wird niemand einen defizitären Kleinsender kaufen, außer er hat andere strategische Interessen jenseits des derzeitigen Produkts. Einen anderen Schluss lässt das Gesagte leider nicht zu. Kloiber ist zu versiert und zu erfahren, als dass ihm so ein Patzer einfach passiert. Schade ist das für die Mitarbeiter und den Medienstandort Österreich. Wer lässt sich gerne vom eigenen Chef medial in die Resteecke verfrachten?