Russen führen Volksbank International 300 Millionen Euro frisches Kapital zu.
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Wien. Zu Österreichern scheint die Sberbank großes Vertrauen zu haben. Mit Ex-Bank-Austria-Chef Gerhard Randa hat sich der russische Finanzriese nun einen weiteren prominenten Manager für seine Neuerwerbung, die auf Osteuropa spezialisierte Volksbank International (VBI), geangelt. Neben dem Automanager Siegfried Wolf, der dort im Aufsichtsrat den Chefposten übernimmt (was schon im Februar bekanntgegeben wurde), zieht auch Randa in das Kontrollgremium ein. Damit ist der Aufsichtsrat neu formiert, teilte die VBI am Dienstag in einer Pressekonferenz mit.
Noch bis vor kurzem gehörte die Volksbank International zum Konzern der schwer angeschlagenen Volksbanken AG (ÖVAG). Als Käufer der VBI hat die Sberbank seit Mitte Februar das Sagen in der Ostbankengruppe, die knapp zehn Milliarden Euro Bilanzsumme hat, in neun Ländern tätig ist und 295 Filialen betreibt.
Was die bisherigen Vorstände betrifft, soll vorerst alles beim Alten bleiben: Friedhelm Boschert (Vorsitzender), Armin Huber und Christophe Descos sind in ihren Funktionen bestätigt worden. Neu dazu kommen jedoch Maria Bykova und Valentin Mihov. Der Vorstand wird also von drei auf fünf Köpfe aufgestockt. Das hat seinen Grund. Über die VBI will die Sberbank in Osteuropa künftig weiter expandieren. Dazu bedarf es größerer Managementressourcen.
Vollbank-Lizenz beantragt
War die VBI bis dato nur auf Privatkunden fokussiert, soll sie in Zukunft auch im Firmenkundengeschäft mitmischen. Als Holding bemüht sie sich deshalb bei der österreichischen Aufsicht gerade um eine Vollbank-Lizenz. In weiterer Folge ist geplant, größere Firmenkunden in Österreich und Westeuropa zu akquirieren, um sie bei ihren Geschäften in Osteuropa zu betreuen. Das soll das Bilanzsummenwachstum beschleunigen. Dafür werde die Sberbank der Volksbank International noch heuer bis zu 300 Millionen Euro frisches Kapital zuschießen, kündigte VBI-Chef Boschert an.
Was ebenfalls geplant ist: Sowohl die Volksbanken in Osteuropa als auch die Volksbank International sollen in den nächsten sechs Monaten einen neuen Namen bekommen. Die Zentrale soll aber weiter in Wien bleiben. Bis Ende 2012 soll der Personalstand am Holdingsitz auf 150 Mitarbeiter angehoben werden.
Unterdessen stehen bei der früheren VBI-Mutter ÖVAG, die im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von 1,345 Milliarden Euro erlitt, wichtige Weichenstellungen für die Rettung an. Die Schieflage des Volksbanken-Spitzeninstituts ist so groß, dass nur noch ein radikaler Kapitalschnitt, weitere Finanzhilfen des Bundes und eine Teilverstaatlichung von bis zu 49 Prozent den Zusammenbruch verhindern. All das wird neben einer personellen Runderneuerung von Vorstand und Aufsichtsrat in einer Hauptversammlung (HV) am Donnerstag beschlossen.
Bereits heute, Mittwoch, findet eine HV der staatseigenen Kommunalkredit-Bad-Bank KA Finanz statt. Auch dort müssen hohe Verluste durch einen Kapitalschnitt beseitigt werden.