USA wollen EU als starken Partner. | Imageoffensive bei junger Generation. | "Wiener Zeitung":Eines ihrer Hauptanliegen ist es, das Image der USA in Österreich zu verbessern. Wie wollen Sie dabei vorgehen?
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Susan R. McCaw: Ich will vor allem die jüngere Generation ansprechen, die Studenten. Mir ist aufgefallen, dass sich die ältere Generation noch sehr gut an unsere Hilfe nach dem Zeiten Weltkrieg erinnern kann. Die jüngere Generation verhält sich hingegen den USA gegenüber skeptischer und vielleicht auch zynischer. Ich möchte daher Austauschprogramme forcieren und zwar sowohl für Studenten als auch für Akademiker. Dadurch können wir gegenseitig ein Gefühl für die Kultur des anderen bekommen.
Die Welthandelsorganisation hat Europa verurteilt, weil es sich gegen genmanipulierte Organismen stemmt. Da könnte es für Österreicher schwer zu verstehen sein, dass die USA auf etwas bestehen, das sie nicht wollen.
Es ist keine Konfrontation zwischen Österreich und den USA. Es sind die USA, Kanada und Argentinien, die der EU als Ganzes gegenüberstehen. Ich glaube, wir sind uns alle darin einig, dass sich die Biotechnologie vor allem im medizinischen Bereich als ganz hervorragend erwiesen hat, Leben rettet und Seuchen bekämpft. Wir glauben, dass diese Vorteile auch auf den landwirtschaftlichen Sektor übertragbar sind. Der Einsatz von Biotechnologie in der Landwirtschaft hat in vielen Teilen der Welt Armut reduziert und Nahrung sichergestellt.
Andererseits hat Präsident Bush mit seiner Ankündigung überrascht, auch alternative Energien fördern zu wollen. Ist eine Zusammenarbeit zwischen Österreich und den USA auf dem Gebiet wahrscheinlich?
Ja, hoffentlich. Wir können sehr viel von dem lernen, was die Europäer machen, aber wir glauben, dass die Lösung in der Technologie liegt. Präsident Bush möchte zwei Milliarden Dollar in den nächsten zehn Jahren in alternative Energien investieren. Dabei wird es speziell um saubere Kohlekraftwerke gehen.
Als Finanzexpertin: Würden Sie in Österreich investieren?
Ich finde es ist ein großartiger Ort, für Investitionen. Es ist sehr viel in Bewegung in der Gesellschaft, die ganz offensichtlich sehr von den Verbindungen zu Mittel- und Osteuropa sowie Südosteuropa profitiert. Ich wünschte ich hätte letztes Jahr investiert als die Wiener Börse um über 50 Prozent zugelegt hat.
Was sind ansonsten ihre weiteren Pläne für Österreich?
Gerade jetzt, da Österreich den EU-Ratsvorsitz innehat, ist es eine sehr aufregende Zeit. Wir möchten dazu beitragen, dass die Präsidentschaft ein Erfolg wird. Uns liegt sehr viel an einer starken EU und wir werden alles in unserer Macht stehende tun, einen starken Partner zu haben.
Nach dem Rückschlag mit der EU-Verfassung: Wie schwierig ist es da, mit einer EU zu kommunizieren, die oft eher mit 25 denn mit einer Stimme spricht?
Es besteht natürlich kein Zweifel daran, dass es für uns einfacher wäre, mit nur einer Person zu sprechen. Auch deshalb wollen wir eine starke EU. Wir wissen, dass wir kein EU-Mitglied sind und nicht vorschreiben können, was zu geschehen hat. Aber wir hoffen dass die EU ihren Weg zu einem besseren Zusammenhalt fortsetzt.
Wie steht es um den Besuch von Präsident Bush im Rahmen des EU-USA-Gipfels?
Eine offizielle Erklärung obliegt dem Weißen Haus und mir wurde gesagt, dass die schon sehr bald kommen wird. Wir rechnen mit seiner Ankunft.
Obwohl als sehr kommunikativ bekannt, trifft Bush seine Entscheidungen nur im engsten Beraterkreis. Wie stellt sich Ihnen die Situation dar, da sie Bush ja persönlich kennen?
Ich finde er ist ein großartiger Anführer mit einem sehr guten Beraterteam. Es ist eine sehr anspruchsvolle Arbeit. Ich unterstütze Präsident Bush vollkommen.
Von Präsident Bush wurde eine starke Rede zur Lage der Nation erwartet. Einige sagen, dass sie das nicht war. Vor diesem Hintergrund: Wie stehen die Chancen für die Republikaner bei den Mid-Term-Wahlen?
Es ist schwer für mich darüber zu spekulieren. Ich weiß aber, dass egal ob der Kongress jetzt republikanisch oder demokratisch ist, Bush weiterhin seine Arbeit effektiv erledigen wird. Bei der Rede zur Lage der Nation darf man nicht vergessen, dass allein schon die Freiheitsagenda sehr mutig ist, die der Präsident schon bei seiner Antrittsrede unterstütz hat. Es ist vielleicht keine neue aber dafür eine äußerst kraftvolle Idee, von der alle profitieren werden, nicht nur die Amerikaner.
Washington hat die Mohammed-Karikaturen verurteilt. War das, um der islamischen Welt zu signalisieren, dass die USA die Guten sind?
Wir versuchen sicherlich nicht, eine Grenze zwischen Europa und den USA zu ziehen. Wir finden, dass die Karikaturen beleidigend sind und ich persönlich sehe das auch so. Wir stehen natürlich zum europäischen Grundsatz der freien Meinungsäußerung, darauf baut auch unsere Nation. Wir müssen aber aufpassen, dass wir dabei nicht Gewalt schaffen. Wir sind auch sehr empfindlich, wenn eine religiöse Komponente mitspielt. Wir finden diese Karikaturen beleidigend, so wie wir Karikaturen über jegliche Religion beleidigend finden.
Im Iran hat es wegen der Karikaturen auch Aufstände gegeben. Glauben Sie, dass das nur dazu gedient hat, um die Weltöffentlichkeit vom Atomstreit abzulenken?
Ich glaube, der Iran und Syrien gießen in der Angelegenheit Öl ins Feuer und versuchen zu mehr Gewalt anzustacheln.
Es scheint fast, als wären militärische Maßnahmen die einzige Möglichkeit, dem Iran beizukommen.
Wir alle hoffen sehr, dass es zu einer diplomatischen Lösung kommen wird. Die internationale Staatengemeinschaft mit der Ausnahme des Iran und ein paar anderen hat erkannt, was für eine Bedrohung für die Weltsicherheit ein Iran mit Nuklearwaffen darstellt. Nicht nur die EU-3 und die USA, sondern die ganze EU, dazu Russland und China sowie die Mehrheit der IAEO, stehen jetzt geeint an der gemeinsamen Front. Ich möchte nicht sagen, dass es zu einem militärischen Einsatz kommen wird, aber der Präsident hat ja gesagt, dass alle Möglichkeiten offen sind. Aber auch er hofft sicherlich, dass sich die Angelegenheit auf diplomatische Weise bereinigen lassen wird.
Im Irak steht man unterdessen vor der Regierungsbildung. Wie weit sind wir vom Frieden entfernt?
Die Iraker haben unglaubliche Fortschritte gemacht. Wir sind sehr erfreut über die Wahlen, an denen sich fast alle politischen Parteien beteiligt haben. Nichtsdestoweniger liegt es an der internationalen Staatengemeinschaft dabei zu helfen, den Irak und seine demokratischen Institutionen neu aufzubauen. Wir möchten eine erfolgreiche demokratische Regierung und das braucht Zeit. Wir hoffen, dass eines Tages die Demokratie im Irak aufblüht und auf andere Länder übergreifen wird. Es ist ein Investition auf lange Sicht.
Zur Person
Susan Rasinski McCaw, ist eine erfolgreiche Unternehmerin. Die Ernennung zur Botschafterin in Wien ist der erste Auftritt der 43-Jährigen auf dem diplomatischen Parkett. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger W.L. Lyons Brown, der als verhältnismäßig pressescheu galt, plant McCaw eine Imageoffensive der USA in Österreich.
Die enge Vertraute von Präsident Bush, den sie finanziell im Wahlkampf 2004 tatkräftig unterstützt hat, erwarb einen Magistergrad in Betriebswirtschaft an der Harvard University, nachdem sie ihr Bachelor-Studium in Wirtschaftswissenschaften an der Stanford University mit Auszeichnung abgeschlossen hatte.
Sie ist mit Craig McCaw (55) verheiratet, einem Milliarden-schweren US-Mobiltelefon-Pionier. Das Paar hat drei Kinder, die in Wien die Vienna International School besuchen.