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Schadensbegrenzung nach jähem Ende der Ötscherlifte

Von Simon Rosner

Politik
Das Ende kam plötzlich. Das Wien-nahe Skigebiet Lackenhof wird nicht mehr aufsperren.
© Rosner

Das Land Niederösterreich sichert Unterstützung zu, will aber die Seilbahnen nicht selbst betreiben.


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Am Freitag steckten die Mitarbeiter der Ötscherlifte in der Früh noch in Schulungen, am Vormittag kam dann die Entscheidung der beiden Gesellschafter, der Schröcksnadel-Gruppe (60 Prozent) und des Landes Niederösterreichs (40 Prozent): Es ist vorbei, und zwar nicht nur für diesen Winter. Das Skigebiet Lackenhof wird - Wunder ausgenommen - nicht wieder aufsperren.

"Wir sind auf dem linken Fuß erwischt worden", sagt die Bürgermeisterin der Gemeinde Gaming, zu der Lackenhof gehört, Renate Rakwetz (SPÖ). Dass es Probleme gab, dass der Betrieb der Bergbahnen defizitär war, das sei bekannt gewesen, schränkt die Ortschefin ein. Dass es dann aber so schnell gehen könnte, damit habe sie nicht gerechnet.

Wie Franz Gruber, Senior Consultant der Feratel Gruppe, erklärt, sei die langfristige Prognose nicht mehr positiv gewesen. Seit dem Einstieg im Jahr 2000 habe man 15 Millionen Euro investiert. "Die Ötscherlifte sind aber leider nicht mehr wirtschaftlich vertretbar zu führen", sagt Gruber. Die Beherbergungssituation habe sich nicht so entwickelt wie erhofft, die Zahl der gelösten Tickets sei rückläufig gewesen. Dazu komme, dass der Betrieb aufwendiger und teurer sei als bei anderen Skigebieten. "Auch die Beschneiung ist ein Problem", sagt Gruber. "Es ist ein Bündel aus mehreren Gründen". Das jähe Ende sei aber nun der Covid-Krise geschuldet gewesen. Ohne Corona wäre es noch weitergegangen.

Forderungen für Übernahme durch Land NÖ

Der zweite Gesellschafter, das Land Niederösterreich mit seiner Ski-Gesellschaft Ecoplus Alpin, hat am Wochenende von insgesamt einer Million Euro Abgang pro Jahr gesprochen, ein weiteres Investment sei daher nicht mehr vertretbar gewesen. Genau das wird von der FPÖ gefordert, ebenso von der SPÖ, die das Skigebiet erhalten will. Die Skigebiete in Annaberg und Mitterbach (Gemeindealpe) werden auch zur Gänze vom Land betrieben, Letzteres von der Verkehrsgesellschaft des Landes, der Növog.

Das will das Land aber nicht. Der zuständige Landesrat Jochen Danninger hat eine Million Euro Soforthilfe für die vom plötzlichen Aus betroffenen Unternehmen angekündigt, zwei Millionen Euro sollen als Anschubfinanzierung nach Lackenhof und Umgebung fließen für neue Projekte, heißt es aus dem Büro Danninger.

Wintertourismus soll es jedenfalls geben, betont auch Bürgermeisterin Rakwetz. Die Anfängerlifte ("Kinderland") bleiben offen, das mittlerweile recht große Loipenangebot wird gespurt. Und man hofft auch auf die immer mehr werdenden Tourengeher. Dafür braucht es allerdings noch eine Einigung mit dem Grundstückseigentümer. Das ist in Lackenhof die Prinzhorn Holding. Gespräche laufen derzeit.

So ganz hat Rakwetz die Hoffnung aber nicht aufgegeben. Vielleicht kommt ein neuer Investor? Die Schröcksnadel-Gruppe will dieses Szenario nicht kategorisch ausschließen, sehr realistisch dürfte das aber nicht sein. Zumal auch die Zeit drängt. Das Seilbahnrecht sieht vor, dass spätestens im Sommer die Seilbahnen zurückgebaut werden müssen, heißt es vom Land NÖ. Rakwetz weiß: "Wenn die Seilbahn einmal abgebaut ist, wird sie nie mehr wieder aufgebaut."