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Schädlings-Service

Von Werner Grotte

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Daran hat der "freie" Radiomarkt nichts geändert, im Gegenteil: Der schnellste, beste, aktuellste Verkehrsservice läuft stündlich mehrmals, fast schablonenhaft gleich, auf KroneHit, 88,6, Energy, Arabella und den ORF-Radios. Unbarmherzig.

Die selbst im Tagesvergleich nur unwesentlich divergierenden Wiener Meldungen (Stau auf der Tangente, Zweierlinie, Handelskai, Gürtel, Wienzeile & Co.) haben noch keinen Stau verhindert. Sie nerven nur: als Zeugnis für lemminghaftes Verhalten motorisierter Individualisten im zunehmend lahmen Verkehr.

Aber damit nicht genug: Wer es im lahmen Verkehr nicht mehr aushält und deshalb, statt auf die U-Bahn umzusteigen, lebensgefährlich angast, bekommt als Dank den so genannten "Blitzer-Service": "Geblitzt wird unter der Floridsdorfer Brücke, Fotokünstler knipsen am Neubaugürtel" oder ähnliche Warnungen. Lieb. Ebenso lieb wie die Radiowarnungen vor den bösen "Schwarzkapplern". Was erwartet uns als nächstes? Der Einbrecher-Service? "Im Haus Nr. 21 sind zehn Mieter auf Urlaub, aber brechen sie vorsichtig ein." Und: Schwarzarbeiter-Stellenmarkt? Dealer-Hotline?

Radiomacher umwerben also bevorzugt Personen, die durch Stauerei, Raserei oder Schwarzfahren vorsätzlich und/oder aus Dummheit andere schädigen. Nimmt man die nervige Dauereinheitswerbung dazu, hat die Radiofreigabe (Ausnahme: Ö1) eines ganz sicher bewirkt: Wer Freu(n)de sucht, der dreht ab.