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Großartig, dieser Hans Moke Niemann!
Der US-Amerikaner hat zwar die Schachwelt damit erschüttert, dass er (teils zugegeben, teils dessen verdächtigt) bei Online-Partien geschummelt hat. Dann aber hat er den regierenden Weltmeister am Brett, und damit ohne zu schummeln, geschlagen.
Danach kam’s.
Statt ein Interview zu geben über seine Züge, Gefühle und weiß der Kuckuck was noch, sagt dieser blutjunge Kerl vier weise Wörter: "Chess speaks for itself."
Ist das nicht fantastisch?
Keine gewieften Analysen, keine Gehirnverrenkungen für die Kommentatoren: Es ist, was es ist. Ich spiele, das Reden darüber überlasse ich anderen.
Wenn dieses Beispiel doch nur in der Welt von Theater und Musik Schule machte!
Nichts ist erbärmlicher als diese Interviews und Programmheftbeiträge, in denen Künstler ihre eigene Arbeit erklären. Ein Mumpitz ist das! Jede Aufführung muss für sich selbst sprechen. Sie muss sich selbst erklären. Muss der Künstler sie erklären, hat er versagt.
Wie wunderbar wäre das, würde der Dirigent, statt von Stille und Philosophie zu faseln, antworten: "Wie ich Beethovens Neunte aufführe, spricht für sich selbst."
Oder der Regisseur sagt: "Meine ‚Faust‘-Inszenierung ist klar genug, das brauche ich nicht zu kommentieren."
Menschenskind, Schachspieler muss dieser Niemann sein! Kann er nicht auch Dirigent und Regisseur werden? Jung genug wäre er mit seinen 19 Jahren.