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Leopard-Panzer und Blackhawk-Hubschrauber auf dem Heldenplatz. Kirchenmänner, ein Imam. "Ich gelobe!" aus 1360 Soldaten-Kehlen. Applaus. Staatstragende Reden. Bundeshymne, Europahymne. Nationalfeiertag eben.
Der Nationalfeiertag bot Gelegenheit für Selbstreflexion und Fragen. Wie: Was macht Österreich aus? Welchen Platz nimmt das Land innerhalb der Europäischen Union ein? Welche Bedeutung hat die vor mehr als 60 Jahren beschlossene immerwährende Neutralität heute noch? Wie kann das Land die nächsten 60 Jahre meistern?
"Wenn alles bleiben soll, wie es ist, muss sich alles ändern", lautet die Erkenntnis in Giuseppe Tomasi di Lampedusas 1958 posthum erschienenem Roman "Der Leopard". Bundesregierung und Bevölkerung müssen raus aus der kuscheligen Komfortzone des Beharrens, die innovationsresistenten Blockade-Eliten in den Bundesländern und Gemeinden müssen umdenken. Weiter wie bisher - in der Flüchtlingspolitik, der Integrationspolitik, der Sozialpolitik, der Bildungspolitik - ist keine Option. Doch die Schlüsse, die Politik und Wahlvolk schließen, sind beunruhigend: Innenministerin Johanna Mikl-Leitner schwadroniert von einer "Festung Europa", und Außenminister Sebastian Kurz will Zäune rund um Österreich. Das Wahlvolk driftet von Wahl zu Wahl weiter nach rechts, die FPÖ-Slogans, die Alleingang, Eigennutz und Isolationismus propagieren, verfangen.
Die Vernunft sagt, dass in turbulenten Zeiten Solidarität das Gebot der Stunde ist. Solidarität zwischen verschiedenen sozialen Schichten, zwischen den Generationen, zwischen österreichischen Staatsbürgern und Schutzsuchenden und zwischen den einzelnen EU-Staaten. Und die Weltlage legt nahe, dass eine aktive Neutralitätspolitik gepaart mit einer engagierten Europa- und Außenpolitik heute notwendiger ist denn je.
Österreich ist in den vergangenen 60 Jahren bunter geworden, die Bevölkerungszahl wächst, Österreich ist gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf das elftreichste Land der Welt.
Die Österreicherinnen und Österreicher stehen vor einer Wahl: Sie können sich aus lauter Zukunftsangst und Unsicherheit verkriechen und in Heimatduselei flüchten. Oder sie können die Herausforderungen beherzt anpacken und einander nach den Worten der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel Mut zusprechen und sagen: "Wir schaffen das!"