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Schafft man auch die Cheerleader ab?

Von Christian Mayr

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Wenn Sonntagnacht die Super Bowl angepfiffen wird, sind sie in ihren kurzen Röckchen, mit den auftoupierten Frisuren, den glitzernden Pompons und einstudierten Choreografien integraler Bestandteil der "Greatest Show on Earth": die Cheerleader. Sie abzuschaffen, würde bei den Fans der nordamerikanischen Football-Liga (und nicht nur dort) einen Proteststurm auslösen, gegen den die Empörung über Hymnen-Kniebeugen ein laues Sommerlüfterl wäre. Warum nun ausgerechnet der neue US-Eigentümer der Formel1, Liberty Media, die "Grid Girls" - also die mitunter äußerst redundant bekleideten Startnummernhalterinnen - abschafft, bleibt ein Rätsel. Selbst wenn man lange darüber diskutieren könnte, ob derlei Frauen-Aufputz tatsächlich sexistisch ist oder nicht, so ist die Rechnung der Formel-1-Eigner gewiss falsch. Denn zu sagen, "dieser Brauch" sei für ihre "bisherigen und künftigen Fans in aller Welt" nicht mehr passend, konterkariert die bisher ausgegebene Strategie, der Motorsport-Königsklasse wieder das einstige Image von Draufgängern in fahrenden Kisten samt großem Show-Brimborium zurückzugeben. Mit den "Grid Girls" kappt man eine Wurzel - statt das Ganze modern zu interpretieren (wie man es mit den Dirndlkleidern am Red-Bull-Ring nahezu perfekt vorexerziert hat). Und der ohnedies seit Jahren harte Zeiten durchmachende Formel-1-Fan wird sich fragen, ob das überhaupt noch ein Produkt ist, das er konsumieren will. Und fürchten, dass bald leise E-Boliden im Kreis fahren oder Mineralwasser statt Champagner verspritzt wird. Zeitgeistig oder zeitlos - die Formel 1 muss sich entscheiden.

Beim Super Bowl käme niemand auf den Gedanken, etwas verändern zu müssen. Das sehen die Cheerleader wohl auch so.