Sie haben Schweinsnasen oder Mausohren, werden mit Gespenstern oder Bulldoggen verglichen - und sind zu Unrecht unbeliebt. Denn sie gehören zu den aufregendsten Geschöpfen der Nacht: die Fledermäuse.
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Unhörbar gleiten sie durch die Dunkelheit, höchstens im Schein einer Straßenlaterne bekommt man sie flüchtig zu Gesicht - ein Schatten nur, der vorüberhuscht, kaum zu erkennen ist die zierliche Silhouette der nachtaktiven Tiere. Gefallen finden allerdings die wenigsten an diesen seltsamen Lebewesen, obwohl für Menschen keine Gefahr von ihnen ausgeht.
Dabei sind Fledermäuse kleine Wunderwerke der Natur: Sie sind die einzigen Säugetiere und neben den Vögeln die einzigen Wirbeltiere, die fliegen können. Sie sind äußerst anpassungsfähig und kommen weltweit vor, außer in polaren Regionen. Mit ihrem unübertroffenen Sonarsystem orten sie sowohl Hindernisse als auch Beute und finden sich überall zurecht. Insgesamt gibt es rund 1100 Arten, knapp 30 davon trifft man in Mitteleuropa an. Ihre Körpergröße liegt zwischen 14 und drei Zentimetern, das Gewicht bewegt sich zwischen 200 und zwei Gramm: Die größte Fledermaus ist die Australische Gespenstfledermaus, die kleinste die Schweinsnasen- oder Hummelfledermaus.
Doch während die harmlosen Tiere in China Glücksbringer sind, bei den Mayas sogar eine Gottheit waren und in manchen Gegenden als heilige Tiere verehrt wurden, weil man sie für die Seelen der Verstorbenen hielt, galten und gelten sie etwa in Mexiko als Hexen, die schlafenden Menschen das Blut aussaugen. In Europa wurde die Fledermaus in der Kunst gerne als Symbol des Bösen eingesetzt, der Volksglaube hingegen sah in ihr im besten Fall einen Glücksbringer und Abwehrzauber - weshalb viele dieser Tiere bzw. Teile von ihnen als Amulette getragen oder an Stalltüren geschlagen wurden.
Zu einer besonderen Ehre kam die Fledermaus im Comic und dadurch später im Film: 1939 kreierten der Autor Bill Finger und der Zeichner Bob Kane eine Figur namens Batman. Der Name bezieht sich auf das Kostüm, das der Millionär Bruce Wayne nachts während seiner Verbrecherjagden trägt. Die Idee dazu kam ihm, als er, auf der Suche nach einem Symbol, das den Ganoven Angst einjagen sollte, eine Fledermaus sah, die sich in seine Villa verirrt hatte. In einer Neuauflage von Frank Miller versucht der Titelheld allerdings, damit seine Fledermaus-Phobie zu bekämpfen.
Doch im Gegensatz zu Batman, dessen nächster filmischer Auftritt bereits fix ist, ist es um die Fledertiere, die sich hauptsächlich von Insekten oder Früchten ernähren, nicht so gut bestellt. Weil sie akut gefährdet sind und manche Arten bereits auf der Roten Liste stehen, hat die UNO die Fledermaus zum "Tier des Jahres 2011" erklärt. Es gibt sogar ein Abkommen zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (Unep/Eurobats), das bereits 1991 begründet wurde. Dieser völkerrechtliche Vertrag, der wiederum ein Teil der "Bonner Konvention" ist, verpflichtet die Vertragsstaaten zum unbedingten Schutz von Fledermäusen.
Hauptsächlich schuld an der Bedrohung von bereits rund 600 Arten ist die Verknappung ihrer Lebensräume, etwa durch die Sanierung von Altbauten und die Versiegelung von potentiellen Schlafplätzen. Aber auch die Vernichtung von Insekten-Lebensräumen durch die Zerstörung von Totholzbeständen und die Vergiftung mit Insektenschutzmitteln und Holzschutzfarben setzen den Fledermäusen zu.
Dazu kommt ihre niedrige Fortpflanzungsrate: Die meisten Arten bringen nur einmal im Jahr ein einzelnes Jungtier zur Welt - wenn überhaupt. Denn die Geburtenrate sinkt kontinuierlich, hauptverantwortlich für diese Tatsache machen Biologen Insektengifte. Da hilft es auch wenig, dass Fledermäuse ein für ihre Größe beachtliches Alter von 20 bis 30 Jahren erreichen können. Unter günstigen Umständen natürlich.
Sollte Ihnen also im nächsten Sommer ein flinker Schatten auffallen, der durch die Dämmerung oder die Nacht huscht - keine Angst, es ist nur ein Großer Abendsegler oder eine Kleine Hufeisennase. Ein wundersames scheues Geschöpf, das zwar vielleicht nicht den gängigen Schönheitsidealen entspricht, Ihnen aber zumindest einen Teil der Gelsen vom Hals hält, die Sie sonst quälen würden. .