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Große Anzahl an Zulieferern wird kaum kontrolliert. | Südwind startet Kampagne. | Wien. Im gerade anlaufenden Weihnachtsgeschäft sind Elektronikartikel aller Art wieder sichere Verkaufsschlager. Dass bei deren Produktion - vornehmlich in Asien - arbeitsrechtliche und umweltschonende Standards nur selten eingehalten werden, wird bei der Kaufentscheidung kaum bedacht. Das will die entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisation "Südwind" mit ihrer Kampagne "Clean-IT" ändern.
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Diese richtet sich vor allem an die Computerindustrie und will dafür sorgen, dass durch Druck der Konsumenten die Markenfirmen Verantwortung für die Zulieferbetriebe übernehmen, erklärt Projektleiterin Andrea Ben Lassoued: "Wir wollen Bewusstsein über die Missstände in dieser Industrie schaffen."
Gerade in der PC-Branche ist ein weit verzweigtes Netz an Zulieferern üblich, besteht ein fertiger Computer doch aus einer Vielzahl an eigenständigen Komponenten, die von den Produzenten von zahlreichen, über den Globus verstreuten Zulieferbetrieben eingekauft werden. So arbeitet etwa Hewlett Packard für ein Produkt mit 7000 Zulieferbetrieben zusammen.
Bei Festplatten ist beispielsweise Thailand der weltweit größte Exporteur. Die Zulieferer profitieren dabei von Investitionsförderungen durch die Regierung und können bis zu 11 Jahre steuerfrei produzieren. Danach gibt es immer noch die Möglichkeit, die Fabrik wieder zu schließen und in der Nachbarprovinz unter anderem Namen wieder aufzusperren. Mit neuem Personal, das zum Mindestlohn von 200 Baht (4 Euro) täglich angeheuert wird. "Mit Überstunden und Nachtarbeit komme ich gerade so über die Runden. Ansparen kann ich mir für Notfälle aber nichts", erzählte eine Arbeiterin bei einer Südwind-Recherchereise nach Thailand.
Das wiegt umso schwerer, da jegliche gewerkschaftliche Absicherung fehlt. Denn sobald die Arbeiter versuchen, sich zu organisieren, steuern die Fabriksbetreiber auf subtile Weise gegen: Sie drohen mit dem Verlust von Aufträgen, lassen angebliche Experten über die Schwächung eines Betriebs durch Gewerkschaften referieren oder organisieren einen Betriebsausflug am Tag eines geplanten Gewerkschaftstreffens.
Langsame Besserung
Kevin Li, Mitgründer der NGO "Globalization Monitor" aus Hong Kong, berichtet im Gespräch mit der "Wiener Zeitung", dass sich die Situation in China aufgrund der Medien leicht verbessert hat: "Die Medien werden trotz Zensur immer freier. Das sorgt für öffentliche Aufmerksamkeit und Druck."
Dennoch verbessere sich die Situation bei Arbeitsrechten nur sehr langsam. Das gelte auch für Industrien, wo von Konsumentenseite schon länger Druck ausgeübt wird, wie der Bekleidungsindustrie, sagt Li. Doch während es am Markt immerhin bereits fair produzierte Bekleidung gibt, sei das bei Computern noch nicht der Fall, konstatiert Ben Lassoued.
Dafür will Südwind mit der Kampagne sorgen. "Je größer die Nachfrage nach fairen Arbeitsbedingungen in der Computerindustrie, desto eher werden sich die Unternehmen dafür einsetzen", ist Ben Lassoued überzeugt.
Informationen: www.clean-it.at