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Rücktritt der plagiierenden deutschen Bildungsministerin ist unausweichlich.
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"Ich habe volles Vertrauen", lässt Angela Merkel nach der Aberkennung des Doktortitels von Deutschlands Bildungsministerin Annette Schavan verlautbaren. Denn die Kanzlerin schätze "ihre Leistung als Ministerin außerordentlich". Schavan denkt von sich aus ohnehin nicht an Rückzug, sie strebt eine Klage gegen die Universität Düsseldorf an.
"Volles Vertrauen" hatte Merkel 2011 auch in einen anderen Ressortchef - Karl-Theodor zu Guttenberg. Schließlich habe sie den damals unter Plagiatsverdacht stehenden Verteidigungsminister nicht als wissenschaftlichen Assistenten berufen, lautete die flapsige Begründung der Regierungschefin. Das Resultat ist bekannt: Unter der erdrückenden Beweislast - zu einem Großteil im Internet zusammengetragen von Plagiatsjägern - machte Guttenberg von sich aus zwei Rückzieher: erst vom Titel, eine Woche später vom politischen Amt.
Auch Schavans Karriereende naht. Denn sie habe in ihrer Dissertation "systematisch und vorsätzlich gedankliche Leistungen vorgegeben, die sie in Wirklichkeit nicht selbst erbracht hat", urteilte der Fakultätsrat der Universität Düsseldorf. Ironie der Geschichte: Schavan rügte Guttenberg einst lautstark und erklärte, als Promovierte "schäme ich mich nicht nur heimlich".
Für das Amt der Bildungsministerin ist Schavan mit ihrem zweifelhaften Ruf untragbar, erst recht im anstehenden Bundestagswahlkampf. Zwei als Plagiatoren überführte Minister in nur einer Legislaturperiode sollten aber auch Anlass für die Politik sein, strukturelle Probleme an den Universitäten zu lösen.