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Scheich Yassin umzingelt

Von Ines Scholz

Politik

Jerusalem/Los Angeles - Israel startete am Donnerstag eine Großoffensive im Gazastreifen, die möglicherweise auch auf die Verhaftung des geistlichen Hamas-Führers abzielt. In den USA starb ein wegen Terrorismus angeklager Israeli.


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In einer Großoffensive sind die israelischen Streitkräfte so tief wie seit zwei Jahren nicht mehr in das autonome Palästinensergebiet im Gaza-Streifen eingerückt. In Gaza-Stadt bezogen die Panzer in der Nähe des Hauses von Scheich Ahmed Yassin, dem geistlichen Führer der Hamas, Stellung. Offenbar ist seine Verhaftung geplant. Am Mittwoch hatte die Hamas die Einstellung ihrer Selbstmordattentate abgelehnt.

In Israel finden Forderungen rechtsradialer Politiker nach Vertreibung des palästinensischen Volkes aus ihrer Heimat auch in der Bevölkerung immer größeren Anklang. Nach neuen Umfragen befürworten mittlerweile 20-30 Prozent die Massendeportation. Der neue Likud-Außenminister Benjamin Netanyahu hatte sich erst zu Wochenbeginn dafür ausgesprochen, die gesamte Palästinenserführung einschließlich Yasser Arafats in die Wüste zu schicken. Auch die Selbstbewaffnung von Staatsbürgern nimmt zu. So übergab kürzlich ein israelischer Bürger im Tausch für Straffreiheit den Behörden drei Bunker mit Waffen aller Art, darunter unter amderem zwei Luftabwehrraketen, Gas- und Werfergranaten und 25.000 Schuss Munition aller Kaliber, wie "Maariv" am Donnerstag berichtete.

Irv Rubin, Anführer der US-ansässigen rechtsmilitanten "Jüdischen Verteidigungsliga" (Jewish Defence League), erlag nach AP-Berichten am Mittwoch seinen Verletzungen nach einem gescheiterten Selbstmordversuch. Rubin war in Los Angeles angeklagt, mit einem Komplizen einen Bombenanschlag auf eine Moschee sowie das Büro eines arabisch-stämmigen US-Kongressabgeordneten geplant zu haben. Als er Anfang November von Sicherheitskräften zur Verhandlung gebracht werden solle, durchschnitt er sich im gefängnis die Kehle und fiel anschließend fünf meter in die Tiefe. Rubin lag seither im Koma.

Levy kehrt zurück, Mofaz will Listenplatz

Ex-Minister David Levy, Gründer der Gesher-Partei, will sich wieder dem Likud anschließen und auf der Parteiliste für die Parlamentswahlen im Jänner kandidieren. Das gab er nach einem Treffen mit Ministerpräsident Ariel Sharon bekannt, wie die Zeitung "Haaretz" berichtete. Er akzeptierte die Einladung Sharons, so Levy. Unter der Rechtsregeirung Yitzhak Shamirs hatte der dem rechtsliberalen Flügel in der bunten Parteienlandschaft Israels zugehörige Politiker als Außenminister gedient, 1995 verließ er jedoch den Likud und gründete die Mitte-Rechts-Partei Gesher.

Gewinnen konnte Sharon für den Likud-Block auch den bisher parteilosen neuen Verteidigungsminister Shaul Mofaz. Dieser will sich wie Levy um einen prominenten Listenplatz bewerben. Mofaz gilt als Hardliner und hatte dies als Generalstabschef, der er bis Juni war, ausreichend unter Beweis gestellt.