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Scheinheiliger Quotentrick

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Paolo Di Canio ist seinen Job los - mal wieder. Der exzentrische Italiener hat bisher noch überall, wo er engagiert war, für Aufregung gesorgt, ob als Fußballer oder als Trainer. Schon 2005, als er in Rom bei Lazio kickte, musste er Strafe zahlen, weil er die Fans mit dem ausgestreckten rechten Arm bedachte; anstatt sich danach zurückzuhalten, wiederholte er die faschistische Geste immer wieder.

Aus seiner Gesinnung und seiner Verehrung für Benito Mussolini hat er nie ein Geheimnis gemacht, auf seinem Arm prangt ein Tattoo mit der Aufschrift "Dux"; und als er beim englischen Klub Sunderland anheuerte, schmiss der ehemalige Labour-Außenminister David Miliband seinen Posten im Vorstand hin, weil er mit jemanden mit Di Canios Ideologie nicht zusammenarbeiten wollte. In englischen Zeitungen arbeitete man sich daran ab, seine Gesinnung zu ergründen - in armen Verhältnissen in einem gespaltenen Italien aufgewachsen, Geborgenheit gefunden bei der als rechtsextrem bekannten Ultrà-Gruppierung Irriducibili und so weiter. Sky Sport hat sich dennoch entschieden, Di Canio als Experten zu verpflichten - und ihn jetzt wieder abgesägt, weil im Internet ein Sturm der Entrüstung über ein Bild mit Di Canios Tätowierung ausgebrochen ist. "Wir wurden auf die Aufregung auf Social Media hingewiesen", wird Sky-Sport-Vizepräsident Jacques Raynaud in der Nachrichtenagentur Ansa zitiert. Dass die Verantwortlichen nicht über das Provokationspotenzial informiert waren, ist eher auszuschließen, außer die Verträge werden dort von Praktikanten am ersten Tag gemacht. Und auch die hätten die einschlägigen Fotos wohl mit einem Klick ins Internet gefunden. Bei Sky dauerte es etwas länger, bis es Klick machte. Doch dieser Klick klingt nach Quotentrick. Das ist prinzipiell ja nicht verboten - nur scheinheilig.