"Ergebnis auf dem Verhandlungsweg nicht erzielbar." | Russen und Serben wollen weitere Gesprächsrunden. | Baden. Die Verhandler der Kosovo-Troika, Wolfgang Ischinger (EU), Alexander Bozan-Chartschenko (Russland) und Frank Wisner (USA) haben es hinter sich: Seit August bemühten sich die drei, eine Annäherung zwischen Serben und Kosovo-Albanern herbeizuführen - umsonst. Keine der beiden Konfliktparteien war gewillt, auch nur einen Millimeter nachzugeben.
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Am Mittwoch haben die Verhandler in Baden bei Wien ihr Scheitern offiziell gemacht. "Das Potenzial, ein Ergebnis auf dem Verhandlungsweg zu finden, ist ausgereizt", sagte Ischinger. "Die Konferenz in Baden bedeutet das Ende der direkten Gespräche", fügte er hinzu. Trotzdem wirkten die Diplomaten erleichtert, denn nach Wochen des quälenden Stillstands können sie sich in absehbarer Zeit endlich anderen Aufgaben zuwenden.
Dass Serben wie Kosovo-Albaner von vorne herein nicht an einer einvernehmlichen Lösung interessiert waren, hatte der österreichische Spitzendiplomat Albert Rohan schon zu Beginn der Gespräche im August prophezeit. Rohan wusste bereits, wovon er spricht: Immerhin hatte er als Stellvetreter des ehemaligen Kosovo-Chefverhandlers Martti Ahtisaari Gelegenheit gehabt, den Unwillen zur Lösung des Konfliktes auf beiden Seiten ausführlich zu studieren.
Die serbischen Verhandler haben zuletzt immerhin einige Phantasie bewiesen. Da wurde etwa die Hongkong-Lösung ins Spiel gebracht, die als Vorbild für das künftige Verhältnis des Kosovo zu Serbien dienen sollte. Sogar die schwedischsprachigen Aland-Inseln, die in Finnland über sehr weit gehende Autonomie verfügen, wurden ins Treffen geführt. Für die Kosovo-Albaner war das alles nicht akzeptabel, da sie immer noch den UN-Plan vom Frühjahr vor Augen haben, der für den Kosovo "überwachte" Unabhängigkeit vorsieht.
Gewaltverzicht
Als Erfolg konnten die Vertreter der Kosovo-Troika bei der abschließenden Pressekonferenz immerhin vermelden, dass die Streitparteien versichert hätten, angesichts der ungelösten Probleme keine Gewalt anwenden zu wollen. Das ist ein Erfolg, denn zuletzt tauchten immer wieder Meldungen über Extremisten-Gruppen auf serbischer und auf albanischer Seite im Kosovo auf, die offen mit Bürgerkrieg drohten.
Bevor sich die Vertreter der Troika in die Reihe der gescheiterten Kosovo-Verhandler einreihen, müssen sie am 3. Dezember noch einmal in die Region reisen, um ihren Schlussbericht mit Belgrad und Pristina abzustimmen. Am 10. Dezember wird dieser Bericht dann UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und dem UN-Sicherheitsrat vorgelegt. Bei dem Bericht handle es sich um eine Darstellung von Fakten, betonte Bozan-Chartschenko, es würden keine Schlussfolgerungen getroffen. Was auch nicht möglich ist, denn selbst innerhalb der Kosovo-Troika gibt es keine Einigkeit. Russland steht auf serbischer Seite und will eine Unabhängigkeit des Kosovo (noch) verhindern.
Auch für die Albaner sind die direkten Gespräche mit Serbien nun vorbei. Man werde nun versuchen, mit den "Partnern in Washington und Brüssel" zum Ziel zu kommen, sagte der künftige Premier Hashim Thaci. Dem stimmen die Serben nicht zu: Der Dialog müsse fortgesetzt werden, sagen sie. Die Russen sind laut Bozan-Chartschenko ebenfalls dafür, dass weiter verhandelt wird.