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Deutsche finden in Österreich Arbeit. | Saisonierskontingent wird gekürzt. | St. Anton/Arlberg . "Nee", sagt Karola. In Deutschland sähe ihr Lohnzettel anders aus, dort würde sie schlechter bezahlt - wenn sie die Stelle eines Chef de Rang im Gastgewerbe überhaupt bekäme. Auf dem deutschen Arbeitsmarkt sei die Situation unerfreulich. Die junge Frau aus Thüringen arbeitet zum dritten Mal in der Wintersaison in St. Anton.
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Unbeliebte Branche
Der wichtigste Wirtschaftszweig Österreichs ist auf ausländische Kräfte wie Karola angewiesen. Ohne deutsche Kellner, slowakische Zimmermädchen oder ungarische Abwäscher könnten viele Hoteliers den Betrieb nicht aufrecht erhalten. "Dabei würden wir uns freuen, wenn wir mehr heimisches Personal hätten", sagt Johann Schenner, Obmann der Bundessparte Tourismus in der Wirtschaftskammer (WKÖ). Dieses käme billiger: Für ausländisches Personal müssten Hoteliers teure Inserate schalten, um auf ihre freien Stellen hinzuweisen, und der Aufwand für Verpflegung und Unterbringung falle bei Arbeitskräften aus dem Umland ebenfalls weg. Doch vielfach finden sich keine Österreicher für die offenen Stellen. Niederösterreicher oder Wiener seien oft wenig begeistert von der Aussicht auf einen Job in Vorarlberg, heißt es vom Arbeitsmarktservice. Viele würden generell ungern in der Tourismusbranche arbeiten, weil die Bezahlung zu niedrig sei, meint man bei der AK.
Weniger Saisoniers
Auf Unverständnis bei WKÖ und Hoteliers stoßen daher Ankündigungen, die Zahl der Saisoniers zu senken. "In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit haben wir diesen Beschluss gefasst", hatte ÖVP-Klubobmann Wilhelm Molterer die Kürzung für die Wintersaison 2005/06 begründet. In der kommenden Sommersaison sollen ebenfalls weniger Saisoniers in Österreich arbeiten als im Vorjahr. 5562 Personen, um 10 Prozent weniger als im Sommer 2005, sollen es laut Entwurf des Wirtschaftsministeriums, der seit Donnerstag in Begutachtung ist, sein. Dabei zahlen Saisoniers auch in den Arbeitslosengeld-Topf ein - ohne jedoch welches zu beziehen. In der Zwischensaison fahren die Abwäscher, Zimmermädchen, Köche und Kellner dann nachhause. Zu den Saisoniers zählen derzeit auch noch die Arbeitskräfte aus den "neuen" EU-Ländern. Anders sieht die Sache bei deutschen Arbeitskräften aus. So bezieht auch Karola in der Zwischensaison ihr Arbeitslosengeld über das zuständige Arbeitsamt in Deutschland. Der Betrag speist sich allerdings aus ihrer Tätigkeit in Österreich und in der Schweiz, wo die 24-Jährige im Sommer arbeitet.