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Die Zukunft des jungen Stromanbieters MyElectric ist ungewiss. Die gemeinsame Handelstochter des Verbundes und der Salzburg AG ist vor allem in Ostösterreich tätig und betreut dort 60% ihrer 17.000 Haushalts- und Großkunden. Durch das Zustandekommen der Österreichischen Stromlösung (ÖSL) wird der Verbund nun zur eigenen Konkurrenz. Der Vorstand überlegt deshalb den Ausstieg aus MyElectric.
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Die Salzburg AG sei eingeladen, der ÖSL - der Kooperation zwischen dem Verbund und den EnergieAllianzpartnern Wienenergie, EVN, Energie AG OÖ, Linz AG, Bewag/Begas - beizutreten, heißt es von Seiten des Wirtschaftsministers. Damit könnte der Verbund auf einen Schlag das Problem mit seiner 50%-Beteiligung an MyElectric lösen. Denn sowohl die Großkunden der Salzburg AG als auch jene von MyElectric würden dann dem neuen Großkundenvertrieb e&s einverleibt. Doch die Salzburger halten nichts von der "ost- österreichischen Lösung". Ein Beitritt wäre momentan wirtschaftlich nicht sinnvoll, die Nachteile überwiegen, bekennt Vorstand Wolfgang Anzengruber. Seine Entscheidung wird von den Eigentümern, Land und Stadt Salzburg sowie der Energie AG OÖ voll unterstützt. Die Salzburg AG sei als Multi-Utility-Unternehmen konzipiert, und die gute Betreuung sichere eine höhere Kundenbindung. Die ÖSL, eine Verbindung von sechs Stromversorgern, ist für Anzengruber ein "schwieriger Balanceakt". Einer Fusion gäbe er bessere Chancen. Auch sei unklar, ob die Geschäftsführer der e&s eigenständig agieren dürfen oder nur Handlanger der einzelnen Unternehmen werden. Die Salzburg AG will ihre 72 Salzburger Großkunden weiterhin alleine beliefern, das Volumen beträgt 915 GWh pro Jahr. Den übrigen heimischen Markt bearbeitet sie in Gestalt von MyElectric (Jahresabsatz 333 GWh). Soeben konnte die Stromtochter einen Zwei-Jahres-Auftrag an Land ziehen: Sie wird die Bundesbeschaffungs GmbH mit jährlich 215 GWh beliefern.
Doch nun erwägt der Verbund auf Drängen der Allianz-Partner Wienenergie, EVN und Bewag den Rückzug aus MyElectric. Die Energie AG, die mit 26,14% die Sperrminorität an der Salzburg AG hält, läßt dem Vorstand freie Hand. Sollte der Verbund tatsächlich aussteigen - und dies wird immer wahrscheinlicher -, will man gerüstet sein und hat sich deshalb schon im In- und Ausland auf Partnersuche begeben.