Der 1. Mai 2004 ist laut Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) auch für die österreichischen Busunternehmen ein bedeutendes Datum: "Ein slowenisches Autobusunternehmen kann dann beispielsweise einen Schülertransport von Wien nach Graz durchführen", sagte gestern Barbara Schmied von der Stabsabteilung EU-Koordination in der WKÖ vor Journalisten. Ein Rundruf der "Wiener Zeitung" ergab jedoch, dass die EU-Erweiterung nicht für alle Busunternehmen eine Relevanz zu haben scheint.
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"Wir haben uns mit dem Thema EU-Erweiterung nicht so befasst, weil es uns nicht so betrifft", sagte Thomas Breuss von Loacker-Tours in Vorarlberg. Breuss meinte, dass hinkünftig Reisen für den Urlauber einfacher werden wird, da Grenzkontrollen wegfallen. Wie beurteilt Breuss die EU-Erweiterung hinsichtlich Konkurrenz? "Wir sind in Vorarlberg, und da wären die Anfahrtskosten für ein ausländisches Unternehmen einfach zu hoch, auch wenn die Personalkosten ein x-faches billiger sind. Da werden eher Wien und das Burgenland betroffen sein", so Breuss. Bei Busreisen Heiss aus Hall in Tirol wollte man keine Stellungnahme abgeben. Robert Blaguss, Geschäftsführer des Busreiseunternehmens Blaguss, erklärte, er könne zum Thema "EU-Erweiterung" nichts Konkretes sagen. Romana Derflinger von Sab-Tours sagte auf Anfrage der "Wiener Zeitung": "Vom technischen Standard und von der Sicherheit ist da ein großer Unterschied." Sie glaubt, dass ihr Unternehmen von der EU-Erweiterung nicht betroffen sein wird. Malt die Wirtschaftskammer also den sprichwörtlichen Teufel an die Wand? "Wir können unseren Mitgliedern nur schwimmen lernen. Über Wasser müssen sie selbst bleiben", sagte Paul Blachnik, Geschäftsführer des Fachverbandes des Autobusunternehmungen in der WKÖ. Ein "Handbuch EU-Erweiterung" soll den Unternehmen Orientierungshilfe geben. Karl Molzer, Obmann des Fachverbandes verwies auf Sprachbarrieren als möglichen Vorteil für die heimischen Busunternehmen: "Es wird nicht so heiß gegessen, wie gekocht wird. Die ausländischen Unternehmer sprechen zwar deutsch, nicht aber die Lenker. Wir können damit und mit Qualität punkten - am Material wird es nicht scheitern, denn die stinkenden Ostblockbomber gibt es fast nicht mehr."
Mautkosten schmerzen
Nicht nur die EU-Erweiterung macht - zumindest dem Fachverband in der WKÖ - zu schaffen: Mit der Einführung des Road Pricings für Busse Anfang des kommenden Jahres stehe den österreichischen Busunternehmen ein "Schicksalsjahr" bevor, urteilte Molzer. Busse ab 9 Sitzplätzen werden dann Maut zahlen müssen. Das bewertet auch Breuss von Loacker-Tours negativ: "Das ist nur in Österreich möglich. Wir werden die Kosten ermitteln und auf die Reisepreise umschlagen."