Chefs der italienischen Mutterfirma stellen sich dem Konkursgericht in Wien.
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Wien. Die marode österreichische Modekette Don Gil, die derzeit 27 Filialen mit etwa 350 Mitarbeitern betreibt, steht vor einer großen Entscheidung.
Am Dienstag hat das Konkursgericht Wien eine Tagsatzung im Konkurseröffnungsverfahren über die Don Gil Textilhandel GmbH anberaumt, nachdem ein Lieferant im September einen Insolvenzantrag eingebracht hat.
Die Österreich-Tochter der insolventen italienischen Textilkette Mariella Burani Fashion Group (MBFG) ist seit Monaten klamm, die Geldspritze der Mutter blieb aus, die Banken haben die Kreditlinien nicht verlängert und die Lieferanten, darunter die Firma Boss, haben zum Teil die Warenversorgung eingestellt. "Da aus Italien kein Geld gekommen ist und die Lieferanten nicht mehr liefern, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Insolvenzverfahren eröffnet wird", sagt AKV-Insolvenzexperte Wolfgang Hrobar.
Italiener kommen mit Plänen
Indes werden die neuen Geschäftsführer der insolventen Mutterfirma MBFG bei Gericht in Wien erscheinen. Sie sollen für Don Gil eine neue Strategie haben und wollen, wie Insider wissen, dem Gericht ihre Pläne präsentieren. Im Mittelpunkt könnte ein neuer Investor stehen. "Die MBFG hat selber kein Geld, eine Lösung geht nur mit einem Dritten", heißt es dazu von Don Gil. "Wir gehen davon aus, dass sie einen Vorschlag eines Investors mitbringen, den sie in Italien akquiriert haben." Nachsatz: "Uns ist jede schnelle Sanierung und Wiederbelebung recht, in welcher Form auch immer. Es gehört jemand her, der rasch dafür sorgt, dass Ware in die Geschäfte kommt, und der mit den Banken eine vertrauensvolle Basis hat." Zu den Großgläubigern zählen die Bank Austria und die Erste Bank.
Nackte Schaufensterpuppen
Verdächtige Stille herrscht in der Don-Gil-Filiale am Bauernmarkt, in der Nähe des Wiener Stefansdoms. Seit rund zwei Wochen ist der Standort, der von Boss nicht mehr beliefert wurde, zugesperrt. "Wegen Umbau geschlossen", steht tarnend an der Tür. Im Innern ist keine Spur von Bauarbeiten, genauso wenig wie von Kleidungsstücken. Winterware fehlt auch andernorts. "Wir haben je nach Marke einen Großteil der Wintersachen nicht bekommen", sagt eine Don-Gil-Mitarbeiterin. "Wäre die Ware hier, würden wir doppelt so viel verkaufen." Ein Damen-Parka kostet 800 Euro, das schwarze Minikleid in der Auslage 400 Euro. Viele Regale in der Filiale sind leer, Schaufensterpuppen nackt. "Die Lage ist sehr unsicher", sagt eine Angestellte zurückhaltend. "Als Don Gil 2004 von Palmers verkauft wurde, gab es auch Anspannung. Was dieser Tage passiert, ist jedoch noch viel schlimmer." Über ihre Zukunft erfahren die Mitarbeiter nur aus den Medien. Vom Betrieb gebe es keine Informationen.