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Schicksalstag für insolventen Seniorenheimbetreiber Humanitas

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Rund 3,536 Millionen Euro muss Investor Adcura/Blitz-Blank hinblättern.


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Graz. Am Dienstag kommt der insolvente Seniorenheimbetreiber Humanitas Verwaltungs und Beteiligungs GmbH, der sechs Pflegeresidenzen in der Steiermark unterhält, unter den Hammer. Als einziger Interessent ist laut Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) die Adcura Beteiligungsverwaltungs GmbH übrig geblieben, die zur Reinigungsgruppe Blitz-Blank/Naumo Privatstiftung gehört.

Masseverwalter Herbert Ortner wird den Gläubigern empfehlen, die von 20 auf 30 Prozent verbesserte Quote anzunehmen, ein Drittel davon soll bis 19. April bei Ortner hinterlegt sein. Laut Ortners Rechnung sind für die Gesamtquote samt Kosten rund 3,536 Millionen Euro innerhalb von zwei Jahren aufzubringen, für die Barquote müssen rund 1,121 Millionen Euro berappt werden. "Wir empfehlen unseren Klienten die Annahme des Anbots, weil es keine Alternative gibt", sagt Markus Graf vom AKV zur "Wiener Zeitung". "Wenn man die zivilrechtlichen Ansprüche in Sachen verbotener Einlagenrückgewähr und gegen die Altgesellschafter austragen würde, würde man das auf Kosten der sechs Seniorenheime machen, denn dann hätte man sechs Konkurse." Laut Gutachter Leopold Wundsam sind nur zwei der sechs Heim-Beteiligungen werthaltig. Gesamter Mindestschätzwert: 600.000 Euro.

Eine Sache der Abwägung

Insolvenzexperte Graf spielt dabei auf die Bedingung des Käufers in spe an, dass keine Ansprüche aus der Thematik Einlagenrückgewähr gegen zwei Altgesellschafter geltend gemacht werden. Denn durch die Rückabwicklung dieses Zwei-Millionen-Euro-Deals könnte Adcura nicht mehr 100 Prozent der Humanitas übernehmen. Laut Graf steht auch fest, dass diese Summe nicht in den Massetopf, sondern dem AWS Mittelstandsfonds zufließen würde, mit dessen stiller Einlage die Abschichtung finanziert wurde. Adcura will die Humanitas-Anteile um einen Euro von den jetzigen Gesellschaftern Kurt Bäckenberger, dessen Ehefrau und der Bäckenberger GmbH übernehmen. Die Familie Bäckenberger will dem Deal laut Ortner nur zustimmen, wenn gegen sie keine zivilrechtlichen Ansprüche gestellt werden. Graf weist in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeit hin, dass der Insolvenzverwalter die Ansprüche der Masse als Privatbeteiligter im Ermittlungsverfahren, das gegen Bäckenberger anhängig ist, anmelden könne. Dem Vernehmen nach werden alle Vorwürfe bestritten. Indes will Insolvenzverwalter Ortner gegen den Humanitas-Wirtschaftsprüfer gerichtlich vorgehen.

Von den 20,27 Millionen Euro Gesamtforderungen hat Ortner 11,217 Millionen Euro anerkannt. Doch Investor Adcura muss nicht nur 3,536 Millionen Euro für das Sanierungsverfahren aufbringen, sondern muss später die nachrangige Forderung des AWS-Fonds mit 1,35 Millionen Euro bedienen.