Am Mittwoch entscheidender Aufsichtsrat zur Zukunft der Airline.
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Wien. In wenigen Tagen schlägt bei der schwer verlustgebeutelten AUA die Stunde der Wahrheit. Am Mittwoch will der neue Chef Jaan Albrecht dem Aufsichtsrat ein fix und fertiges Sanierungspaket im Volumen von 200 bis 220 Millionen Euro auf den Tisch legen. Albrecht hat vom deutschen Eigentümer Lufthansa den Auftrag bekommen, die Kostenschraube erneut anzuziehen - unter anderem auch beim Personal. Für die AUA steht dabei fast zweieinhalb Jahre nach ihrem Verkauf viel auf dem Spiel. Es geht um ihr Überleben im Lufthansa-Verband, ohne Herumreißen des Steuers droht die Insolvenz.
Ein wichtiger Teil des geplanten Sanierungspakets betrifft Reformen bei den Gehaltsstrukturen des Boden- und des Bordpersonals. Albrecht will neue, billigere Kollektivverträge und so "alte Zöpfe abschneiden". Sie sollen das Ausufern der Personalkosten eindämmen. Konkret ist an den Wegfall der fixen Inflationsabgeltung sowie teurer Gehaltsvorrückungen, Abfertigungs- und Betriebspensionsregelungen gedacht. Dies soll Einsparungen von etwa 40 Millionen Euro bringen. Daneben sind auch längere Arbeitszeiten für Piloten nach internationalen Standards geplant (zuschlagsfrei).
So weit, so gut - nur: Eine Einigung mit den Belegschaftsvertretern war vor dem Wochenende nicht in Sicht. Wie berichtet, hatten Betriebsrat und Gewerkschaft die Vorschläge des Managements zunächst massiv abgelehnt, das im Jänner übermittelte Papier als "schwachsinnig" bezeichnet, mit einem Arbeitskampf gedroht und Gespräche verweigert. Verhandelt - und das ernsthaft - wird erst seit Dienstag. Dabei scheinen die Positionen dem Vernehmen nach allerdings noch weit auseinander zu liegen, obwohl im Umfeld der AUA von Bewegung bei den Betriebsräten die Rede ist.
"Bis zur letzten Minute"
Management und Betriebsrat wollten am Freitag jedenfalls keine offizielle Stellungnahme zum Stand der Verhandlungen abgeben. Aus dem AUA-Headquarter am Flughafen Wien hieß es lediglich, aber vielsagend: "Es wird bis zur letzten Minute verhandelt werden." Die Zeit, die bis zur Aufsichtsratssitzung am Mittwoch noch bleibt, will Albrecht im Verhandlungspoker mit den Belegschaftsvertretern also auf alle Fälle ausschöpfen.
Sollte es keine Einigung - oder keine starken Signale dafür - geben, müsste der Airline-Chef auf Plan B zurückgreifen. Dieser sieht einen Zwangsumstieg auf den 20 bis 25 Prozent billigeren Kollektivvertrag der AUA-Tochter Tyrolean vor. Umsetzbar wäre das über eine Übertragung des Betriebs von AUA und Lauda Air auf die Tyrolean. Die betroffenen Mitarbeiter (2300 von insgesamt fast 6000) könnte Albrecht dann durch Änderungskündigungen in den deutlich kostengünstigeren Tyrolean-Kollektivvertrag drängen. Arbeitsrechtlich wäre ein solches Vorgehen, mit dem Albrecht ein starkes Druckmittel bei den laufenden Gesprächen hat, gedeckt.
Bei Austro Control abgeblitzt
Neben dem geplanten Schnitt bei den Personalkosten sollen der defizitären AUA vor allem auch weitere Rabatte bei den Lieferanten Luft verschaffen. Hier sieht sich die Airline bereits so gut wie am Ziel. "Bei 60 Lieferanten haben wir das eingefahren, was wir uns vorgenommen haben", sagte ein Sprecher. "Gute Gespräche" habe die AUA mit dem Flughafen Wien, aber sie seien noch nicht abgeschlossen. Keine "Vergünstigungen" waren indes bei der Austro Control zu bekommen.
Geht es nach Albrecht (und der Lufthansa), soll das Sparpaket bereits ab März wirksam sein.