FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache droht Parteiobmann einer Rumpfpartei zu werden: Mit Kärnten ist de facto die mit Abstand stärkste Landesgruppe geschlossen zum BZÖ übergetreten. Die Chancen, dass Oberösterreich - ein weiteres freiheitliches Kernland - in den Schoß der Bundespartei zurückkehrt, sind praktisch null. Und bei der am Donnerstag beginnenden zweitägigen Präsidiumssitzung könnte auch die Abspaltung der Vorarlberger Landesgruppe endgültig besiegelt werden.
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Dabei bemüht man sich vor Beginn der Klausur im burgenländischen Großpetersdorf nicht einmal mehr auf Seiten der Bundespartei um Zweckoptimismus: Selbst FP-Generalsekretär Klement gibt einer Zusammenarbeit mit den Oberösterreichern praktisch keine Chance mehr, wie er am Dienstag gegenüber der APA erklärte. Am heutigen Mittwoch soll ein letzter Vermittlungsversuch unternommen werden.
Kaum weniger gut stehen die Chancen im Falle Vorarlbergs auf eine Rückkehr in den Schoß der Bundespartei. Am Donnerstag wird der Landespartei ein Kooperationsvertrag vorgelegt, der der Bundespartei das letzte Wort bei bundespolitischen Themen und strittigen Statutenfragen einräumt. Landesparteichef Dieter Egger wollte sich zwar am Dienstag noch nicht festlegen, allerdings rechnet nicht einmal Klement angesichts der Bedingungen mit einem Verzicht der "Ländle"-Blauen auf die von diesen proklamierte Unabhängigkeit.
Dass die Bundespartei Druck auf die renitenten Landesparteien macht, ist angesichts der angespannten Finanzlage verständlich. Immerhin stehen im Herbst 2006 Nationalratswahlen an, für die bereits jetzt die organisatorischen Weichen gestellt werden müssen. Die Länder hingegen haben diesbezüglich keine Eile und warten lieber ab, wie sich die Strache-FPÖ bei den kommenden Wiener Landtagswahlen schlägt.
Was der Verlust der Landesgruppen Kärnten, Oberösterreich und Vorarlberg für die Bundes-FPÖ bedeutet, verdeutlicht ein Blick auf das Ergebnis der letzten Nationalratswahlen: 40 Prozent aller FPÖ-Wähler kamen 2002 aus diesen drei Ländern, wobei relativ zur Zahl der Wahlberechtigten das mittlerweile orange eingefärbte Kärnten den Löwenanteil stellte. Kein Wunder, dass die FPÖ entschlossen ist, um dieses blaue Stammland - und seine Parteienförderung - notfalls auch vor Gericht zu kämpfen. Und mit Oberösterreich verlöre Strache ein weiteres mitgliederstarkes freiheitliches Kernland.