Zum Hauptinhalt springen

Schicksalstage für Kärntner Hypo

Von Karl Leban

Wirtschaft

Mehr Zeit für Abwicklung: Österreich legt EU neuen Restrukturierungsplan vor.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Zumindest ist es ein Anfang - und ein wohl wichtiges Signal an die EU, dass es der Regierung ernst ist mit der verlangten Abwicklung der Hypo Alpe Adria. Aber noch ist der Verkauf des Österreich-Geschäfts der notverstaatlichten Bank nicht besiegelt. Heute, Freitag, könnte es zwar so weit sein, doch sicher ist das nicht. "Die Chancen stehen 50 zu 50", meinte Hypo-Sprecher Nikola Donig am Donnerstag zur "Wiener Zeitung".

Die Entscheidung, an wen der Bund die österreichische Tochterbank der Hypo verkauft, steht jedenfalls unmittelbar bevor. Überfällig ist sie eigentlich schon seit Tagen. Mehrere verbindliche Angebote liegen vor - wobei voraussichtlich die indische Finanzgruppe Srei das Rennen machen dürfte. Sie soll bereit sein, für die Hypo Österreich "gut die Hälfte des Buchwerts zu zahlen, wie es in informierten Kreisen heißt.

Das wären 60 bis 65 Millionen Euro für eine Bank mit fast vier Milliarden Euro Bilanzsumme, 16 Filialen und knapp 290 Mitarbeitern. Dass dies deutlich unter deren Buchwert von zirka 120 Millionen Euro liegt, bedeutet für den Bund, einen Preisabschlag von 55 bis 60 Millionen Euro in Kauf zu nehmen - und unterm Strich somit einen Verlust.

Im Regelfall gelten Banken derzeit, so sie auf den Markt kommen, als Ladenhüter. Meist ist das Kaufinteresse vor allem aufgrund der anhaltenden Turbulenzen in der Branche stark eingeschränkt. Eine Bank zumindest zum Buchwert zu verkaufen, ist aktuell so gut wie unmöglich. "Mehr als das 0,6- bis 0,8-Fache des Buchwerts ist im Moment nicht drin", sagen Branchenkenner zur "Wiener Zeitung".

Ungeachtet dessen geht Hypo-Aufsichtsratschef Johannes Ditz mit der seit Monaten laufenden heftigen politischen Debatte rund um die Bank hart ins Gericht. "Jeden Tag wird das Unternehmen ein Stück kaputtgeredet", betont er. Diese Diskussion sei schuld daran, dass die Österreich-Tochter deutlich unter dem Buchwert verkauft werden müsse. "Das hat uns - vorsichtig geschätzt - mindestens 30 Millionen Euro gekostet", so Ditz im ORF-Radio.

Neuer Plan 150 Seiten stark

Dass der Verkauf der Österreich-Sparte nun ins Trockene gebracht werden kann, selbst wenn das mit Verlusten verbunden ist, gilt mit Blick auf Brüssel als erster, wichtiger Schritt. Seit Monaten drängen die EU-Wettbewerbshüter die Regierung in Wien, den - im Gegenzug für die staatlichen Beihilfen geforderten - Verkauf von Hypo-Geschäftsteilen rascher voranzutreiben. Somit kann jetzt einmal mit der Österreich-Bank wenigstens ein Punkt auf der Liste abgehakt werden.

Die Hypo Alpe Adria kurzfristig weiter zu zerschlagen, wie von der EU bisher bis Ende 2013 verlangt, würde jedoch bis zu 16 Milliarden Euro kosten. Dieses Horrorszenario will die Regierung unbedingt vermeiden. Deshalb wird sie der EU heute, Freitag, einen neuen Restrukturierungsplan vorlegen. Klaus Liebscher, Vorstand der staatlichen Fimbag (Banken-ÖIAG) und Mitglied im Hypo-Aufsichtsrat, bestätigte dies am Mittwoch. Der frühere Nationalbank-Chef hatte einer Expertengruppe angehört, die mit dem Ausarbeiten des Plans beauftragt war.

Der neue Plan - er umfasst insgesamt 150 Seiten - soll der Bundesregierung als Grundlage für Verhandlungen mit der EU-Kommission über eine um ein bis zwei Jahre längere Frist bei der Abwicklung der Bank dienen. Zu Details wollte Liebscher nichts sagen. Ditz bestätigte jedoch im Wesentlichen die bisher kolportierten Eckpunkte des Plans. Abgesehen vom jetzigen Verkauf der Österreich-Bank soll das Italien-Geschäft komplett aufgegeben werden. Das Geschäft in Südosteuropa, der weitaus größte Brocken im Konzern, der mit 1,5 Milliarden Euro in den Büchern steht, soll indes erst 2015 veräußert werden. Bis dahin, so wird gehofft, sollten wesentlich bessere Preise zu erzielen sein. Außerdem soll eine eigene Bad Bank gegründet werden, in die man Problem-Assets verschieben will. Damit sollen gute Bereiche besser verkauft werden können.

"Gute, richtige Eckpunkte"

"Das sind durchaus gute, richtige Eckpunkte. Wenn wird die so vereinbaren können, haben wir eine gute Grundlage, dann das Restrukturierungskonzept zu schaffen", meinte Ditz.

Bei der Notverstaatlichung Ende 2009 hatte die Hypo Alpe Adria eine Bilanzsumme von 41 Milliarden Euro. Laut ihrem Sprecher Donig sind es derzeit 33 Milliarden. Zieht man davon den zwölf Milliarden Euro schweren Abbauteil der geplanten Bad Bank und das Bilanzvolumen der Hypo Österreich (vier Milliarden) ab, sind es künftig nur noch 17 Milliarden Euro. Ob das die EU-Wettbewerbshüter vorerst zufriedenstellt, bleibt abzuwarten.

Bis dato hat der Steuerzahler 2,05 Milliarden Euro an Kapital in die Kärntner Hypo gepumpt. Faymann schätzt, dass die Rettungsmaßnahmen noch bis zu sieben Milliarden Euro kosten. Für Ditz ist das nicht nachvollziehbar.