Ethikkommission: "Plagiat vorsätzlich". | Geschädigter denkt Rechtsschritte an. | Wien. "Das ist eine riesen Sauerei." So kommentiert Rolf Schwinn, Betriebswirtschaftsprofessor an der Uni im deutschen Clausthal, den jüngst bekannt gewordenen Plagiatsfall. Schwinn zählt laut "Plagiatsjäger" Stefan Weber zu den vier Geschädigten, von denen der Vizerektor der Montan-Universität Leoben, Hubert Biedermann, in seiner Habilitationsschrift abgeschrieben haben soll.
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Bereits im Jahr 2000 habe die Ethikkommission des Verbands der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft festgestellt, dass ein Buch Biedermanns ein "vorsätzliches Plagiat" sei. Biedermann trat daraufhin aus dem Verband aus und entschuldigte sich bei Schwinn, von dem er offenbar ganze Passagen übernommen hatte. "Ich habe damals die Entschuldigung zähneknirschend angenommen." Sollte sich nun aber herausstellen, dass auch die Habilitationsschrift plagiiert ist, dann will Schwinn "gerichtliche und politische Schritte überlegen".
Biedermann spricht von einem "technischen Versehen" und der Direktor der Montan-Uni Leoben, Wolfhard Wegscheider, hält in der "Kleinen Zeitung" an der Wiederwahl Biedermanns zum Vizerektor fest.
Weber fordert hingegen eine Überprüfung aller Arbeiten Biedermanns, der auch seine Habilschrift neu schreiben müsse: "Wenn Studenten plagiierte Arbeiten neu schreiben müssen, dann muss das doppelt und dreifach für Vizerektoren gelten." Weber tritt für die Schaffung einer unabhängigen Ombudsstelle zur Sicherung der wissenschaftlichen Ethik ein, wie es sie seit 1999 in Deutschland gibt. Diese könnte etwa im Wissenschaftsfonds (FWF) angesiedelt sein.
FWF-Geschäftsführer Gerhard Kratky hält diese Idee für "durchaus sinnvoll". Es sei bereits geplant, mit der Rektorenkonferenz diesbezüglich Kontakt aufzunehmen. Zum aktuellen Fall meint Kratky, die Optik sei "natürlich alles andere als schön - das schadet auch insgesamt der Wissenschaft".