)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Da sage noch einer, Brasilien sei nicht innovativ. Zumindest was den Fußball betrifft, lässt sich das WM-Land von 2014 immer wieder etwas Neues einfallen. So ist nun zum Beispiel in Rio de Janeiro der erste Fußballplatz der Welt ohne herkömmliche Stromversorgung eingeweiht worden. Der Clou: Für die Beleuchtung sorgen nicht etwa die Turbinen des legendären Riesenstaudammkraftwerks Itaipu, sondern die Spieler selbst. Eine neue Technologie ermöglicht es, dass die Schritte der Kicker in Elektrizität verwandelt werden. Zu diesem Zweck wurden unter dem Rasen auf dem Feld in der Favela Mineira 200 Platten aus recyceltem Material verlegt, die die kinetische Energie der Spieler sammeln und als Strom an die Flutlichtanlage weitergegeben.
So weit, so ungewöhnlich. Nur haben die Erfinder die Rechnung ohne den Wirt gemacht - den fußballbegeisterten Anrainern in der Favela. Denn um die Kosten für den neuen "Rasengenerator" wieder hereinzubekommen, wurden die Teams mit Heimrecht nun aufgefordert, pro Stunde bis zu 70 Reais (24 Euro) zu zahlen, um kicken zu dürfen. Was sich die freilich nicht leisten können und an einen Schildbürgerstreich denken lässt. Da hätte man gleich beim Saft aus der Steckdose bleiben können: Der ist nicht nur billiger, sondern auch garantiert. Was man von den Platten unter dem Rasen, die von der Laufkraft der Spieler abhängig sind, nicht unbedingt behaupten kann. Da reicht es schon, wenn die Spieler nur einmal etwas müde werden oder - wie jetzt - streiken. Und das Stadion? Bleibt dunkel.