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30.000 Soldaten starten Großangriff. | Kampf in unwegsamer Gegend. | Neu Delhi. Pakistans Militär hat lange abgewartet: Doch nun haben etwa 30.000 Soldaten in der kargen Bergregion Süd-Waziristans eine Großoffensive gegen die pakistanischen Taliban gestartet. Sie sollen hinter der Kette von blutigen Anschlägen der letzten zwei Wochen stecken, bei denen fast 180 Menschen getötet wurden. Am Montag lieferten sich Taliban-Kämpfer und Regierungstruppen heftige Feuergefechte. Zehntausende Familien sind auf der Flucht aus dem Kriegsgebiet.
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Am Samstag hatte das Militär seine lange erwartete Operation gegen radikal-islamische Organisationen in dem etwa 6600 Quadratkilometer großen Gebiet an der Grenze zu Afghanistan begonnen, die als Hochburg der pakistanischen Tehrik-e-Taliban (TTP) gilt.
Es ist nicht das erste Mal, dass Pakistans Armee gegen die radikalen Islamisten in Süd-Waziristan kämpft. Etwa 10.000 Kämpfer sollen in der abgelegenen Gegend Unterschlupf gefunden haben. Doch in der Vergangenheit hat die Armee lieber zügig mit den Taliban Frieden geschlossen, als sich eine blutige Nase zu holen. "Die Operation mit dem Code-Namen Rah-i-Nijat (Weg der Befreiung) sieht fast aus wie eine Wiederholung der vom letzten Jahr gegen Baitullah Mehsud", befand die pakistanische Zeitung "Dawn".
Taliban nach Tod ihres Anführers geschwächt
Armee und Regierung in Pakistan verbreiten Zuversicht. Die Offensive der Armee sei monatelang geplant worden, hieß es. Und die pakistanischen Taliban sollen zudem nach dem Tod ihres Anführers Baitullah Mehsud stark geschwächt sein, so wird behauptet. Auch die Öffentlichkeit steht hinter der Aktion. "Es ist Zeit für Taten", begrüßten Pakistanis den Vorstoß.
Dennoch wird die "Mutter aller Schlachten", wie die Offensive in der islamischen Republik genannt wird, alles andere als ein Spaziergang werden. Waziristan mit seinen Bergen und Schluchten ist ein schwer zugängliches Territorium. Verlässliche Nachrichten aus dem "Terror-Zentrum" Pakistans gib es kaum. Die Grenzregion zu Afghanistan ist arm und wird von Stämmen und Clans beherrscht, die ihren eigenen Gesetzen folgen. Pakistans Hauptstadt Islamabad ist hier weiter weg als der Mond. Nach dem Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistan 2001 war die Region ein Auffangbecken für Al-Kaida und andere radikale Kämpfer. "Waziristan ist wie ein schwarzes Loch", schreibt der pakistanische Journalist Rahimullah Yusufzai.
Kampf bis zumletzten Blutstropfen
Die Armee hat klargemacht, dass sie heftigen Widerstand und auch Verluste im Kampf gegen die Taliban erwartet. Die Taliban haben geschworen, bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen. Militärsprecher Athar Abbas gab zu, dass die Truppen wegen des bergigen Geländes nur langsam vorrückten. Viel Zeit für die Offensive bleibt nicht. In der Region fällt schon Ende November dichter Schnee. Es wird dann schwer sein, überhaupt Nachschub für den Kampf zu organisieren.
Es bleibt abzuwarten, ob sich das Militär nicht nach kurzer Zeit aus Waziristan zurückzieht, wenn einige Taliban-Anführer öffentlichkeitswirksam getötet worden sind. Allen Taliban-Kämpfern in der Region binnen sechs Wochen den Garaus zu machen, erscheint wenig realistisch.