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Schlachtfeld polizeiinterner Intrigen schadet vor allem dem Ruf der Polizei

Von Christian Rösner

Analysen

Wie ist es um die Wiener Polizei bestellt? Da werden innerhalb weniger Monate drei Spitzenbeamte suspendiert - zuerst Ernst Geiger, interimistischer Leiter der provisorischen kriminalpolizeilichen Abteilung, dann Landespolizeikommandant Roland Horngacher und last (but not least?) Roland Frühwirth, Leiter der Kriminaldirektion 1. Und gegen einen von ihnen läuft sogar ein Amtsenthebungsverfahren.


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Ist die Wiener Polizei wirklich so desolat, wie man nach all den Geschichten glauben möchte? Immerhin reichen die Vorwürfe gegen diese hochrangigen Beamten (die diese bestreiten) von Amtsmissbrauch über Verletzung des Amtsgeheimnisses bis hin zur Geschenkannahme. Und alles scheint in schwindelerregendem Ausmaß zusammenzuhängen. Ein Beispiel: Insider vermuten etwa, dass der Fall Frühwirth auf den Beginn eines Konflikts zwischen Horngacher und Geiger zurückgeht. Bei diesem Machtkampf soll es um die in den nächsten Jahren anstehende Nachfolge von Polizeipräsident Peter Stiedl gegangen sein.

Frühwirth galt bei dieser Auseinandersetzung als ein "Mann" Horngachers. 2005 sagte eine Prostituierte gegen Horngacher aus. Sie berichtete über ihren Stammfreier: "Einer der höchstrangigen Polizisten Österreichs". Anschließend kündigte die Prostituierte in ihrem Etablissement, weil sie angeblich unter Druck gesetzt wurde. Ihr neuer Arbeitgeber war dann ausgerechnet ein Bekannter von Horngachers-Intim-Feind Geiger, der einen dem Rotlicht-Milieu zugerechneten Saunabetrieb in Simmering führte. Diesem soll Geiger wiederum einen Razzia-Termin verraten haben. Beim darauf folgenden Prozess ließ Geiger die nächste Bombe platzen: Frühwirth hätte schützende Hände in Form einer "Sperrliste" über die Gürtel-Nachtlokale gehalten. Durch diese Listen sollen bis zu 300 Lokale im Wiener Rotlichtmilieu von Razzien ausgenommen worden sein.

Aber das ist längst noch nicht alles: Frühwirth wurde im Kokain-Prozess gegen den Austropopper Rainhard Fendrich von jenem Promi-Schneider belastet, der gegen den Musiker ausgesagt hatte. Horngacher stand wiederum im Verdacht, Rainhard Fendrichs Kokain-Akt an die Öffentlichkeit gespielt und einem Journalisten Audio-Dateien mit einer geheimen Telefonüberwachung zur Kenntnis gebracht zu haben. Außerdem soll er von Ex-Bawag-Generaldirektor Helmut Elsner Reisegutscheine angenommen und dafür aus geheimen Polizeiberichten Informationen über Geschäftspartner beschafft haben.

Hier geht es wohlgemerkt um kolportierte Verdachtslagen und in allen Fällen gilt die Unschuldsvermutung. Aber selbst wenn alle Betroffenen unschuldig sein sollten, können sie sich kaum von dem Schlachtfeld polizeiinterner Intrigen distanzieren, das wohl auch sie zu verantworten haben - gar nicht zu reden vom Image-Schaden, den die Polizei durch die Negativschlagzeilen hat. Dass man beim Aufräumen Staub aufwirbelt ist klar. Wann er sich wieder setzt, ist eine andere Frage.