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Schlaf der Musik

Von Sabine Ertl

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Hörerinnen und Hörer erfreuen sich am ausgefeilten Programm des österreichischen Kultursenders Ö1. Wer hört bei dieser perfekten Nahversorgung schon in die unendlichen Weiten des Kabelradios hinein? Nur wenige sind zwischen Bayern, Berlin und Hessen unterwegs. Mit Liebäugelei kommt man hier auch nur kurzfristig weiter, Strukturen wollen erschlossen und Fundstücke dinghaft gemacht werden. Doch Neuland ziert sich bekanntlich, das Ohr ist verwöhnt. Dass der Traum von der umfassenden Ordnung der Welt auch in der Geschichte der Musik immer verführerisch war, beschäftigte "Neue Welt" auf HR 2. Ein Einstieg, auf der Suche nach jenen Stimmungen, die die Musik braucht, um zu "stimmen".

Das Thema von tönenden Lösungen sollte sich den ganzen Abend beim Hessischen Rundfunk weiterspinnen. Nachträgliche Wirkung erzielte das Radiokabarett "Schwere Bücher" - "Rilkes Duineser Elegien" lagen wirklich schwer im Magen. Anregendes gab es dann bei "Crossover" von Stefan Horlitz. Gerne spielt er mit der Bandbreite von Stilüberschneidungen und gibt sich angenehm interessant bis mühsam anstrengend. Entspannter agiert da Raphael Marionneau vom Klassikradio. Als Inbegriff für unbeschwerte Couch-Kultur "funktioniert" er garantiert hörbar, flockig und leicht. Dem Abstecher in die Kabelwelten, zwischen Klangschwall und Wirrwarr, setzte das ARD-Nachtkonzert per Gong um 0.05 Uhr ein jähes Ende. Zeit, in heimatliche Gefilde zurückzukehren. Schade nur, dass ich mich so um "Zeit-Ton" (Ö1) und Peter Androschs "Schlaf der Musik" gebracht habe.