Jogi Löws verschwitztes graues T-Shirt regt heuer auf statt an - aber es hätte schlimmer kommen können.
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Deutschlands Teamchef Jogi Löw will diesmal also nicht auf sein Äußeres reduziert werden - sondern auf seine wahren fußballerischen Werte hinsichtlich meisterhafter Taktik, vorbildlicher Mannschaftsführung und dem genialen Händchen bei Einwechslungen. Nicht anders ist sein Erscheinungsbild beim Auftaktmatch gegen die Ukraine zu erklären, das - so sehen es deutsche Medien nicht ganz zu Unrecht - einem schweren modischen Foul gleichkam. "Schlabberlook" und "Schlafanzug" wurde jenes pfeffergraue Leiberl getauft, das Löw beim Premierenauftritt in Frankreich ausführte. Das noch dazu schon nach wenigen Minuten fußballgroße Schweißflecken um die Achseln aufwies. Zur Stilikone wird Löw, dessen weißes Slimfit-Hemd bei der EM 2008 tausende deutsche Männer nach-tragen mussten und dessen blauer Kaschmirpullover der WM 2010 das Feuilleton beschäftigte, heuer sicher nicht. Wer das Löw-Leiberl dennoch erstehen will, bekommt es übrigens beim deutschen Edel-Schneider Hugo Boss für schlappe 85 Euro.
Apropos edel: Was wahre Eleganz an der Seitenlinie ist, zeigen wieder einmal die Italiener vor. Dunkler Anzug, dunkles Hemd, dunkle Krawatte - wenn das einer tragen kann, dann Antonio Conte, der Teamchef der Azzurri. Der italienische Maßanzug sitzt auch nach 90schweißtreibenden und gestenreichen Minuten noch perfekt - selbst das italienische Wappen auf der Brust wirkt da nicht sonderlich aufdringlich. Ebenfalls zur modischen Elite dieser Euro darf sich der polnische Coach Adam Nawalka zählen, der gegen Nordirland mit marineblauem V-Pullover und weißem Hemdkragen einen perfekten Auftritt hatte. Sein nordirisches Pendant zählt indes zu den großen Modesündern der Coaching-Zone. Michael O’Neills blau-grün diagonal gestreifte Krawatte mag zwar die Teamfarben widerspiegeln, geht im Grunde aber gar nicht. Nicht viel besser machte es sein Namenskollege Martin O’Neill, der als Trainer der Iren zur aussterbenden Spezies der Trainingsanzug-Träger zählt. Während sein eng geschnittenes Äußeres zumindest einen gewissen Standard erfüllte, schien es bei Russlands Trainer Leonid Sluzki, als würde er es sich im Pyjama auf der Fernsehcouch gemütlich machen.