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Lebhafte Debatte der Bildungssprecher. | Misstrauensantrag gegen Gehrer. | Wien. Eine Diskussion der Bildungssprecher der im Nationalrat vertretenen Parteien (Veranstalter: der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten) - brachte am Donnerstag ein Vorgeplänkel zu der von der SPÖ veranlassten Sondersitzung des Parlaments am nächsten Dienstag, bei der auch ein Misstrauensantrag gegen Bildungsministerin Elisabeth Gehrer erwartet wird.
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Für Werner Amon (ÖVP) findet dort ein "Wahlkampfspektakel" statt - in einer Aussendung meinte er: "Rot-Grün ist ausgemachte Sache" -, für Erwin Niederwieser (SPÖ) eine harte bildungspolitische Auseinandersetzung. Für die ÖVP sei, so Niederwieser, das Fallen der Zweidrittelmehrheit für Schulgesetze anscheinend ein Schock gewesen, von dem sie sich noch nicht erholt und deshalb die neue Freiheit für Reformen bisher nicht genutzt habe. Für Mares Rossmann (BZÖ) herrscht bei dieser Sitzung ein "freies Spiel der Kräfte".
Einigkeit zeigten die Bildungssprecher, was die Notwendigkeit früher Förderung und die Einbeziehung des Kindergartens in das Bildungswesen anlangt. Doch auch deutliche Differenzen wurden sichtbar. So forderte Niederwieser, dass Migrantenkinder erst ihre Muttersprache erlernen, dafür sollte man "native speaker" einsetzen. Dieter Brosz (Grüne) meinte, es sei möglich, dass Kinder parallel gut ihre Muttersprache und Deutsch lernen. Hingegen plädierte Monika Mühlwerth (FPÖ) für eine Trennung der inländischen Kinder von Migrantenkindern, bis diese so gut Deutsch gelernt hätten, um dem Unterricht folgen zu können.
Für ein "Ende der
Kuschelpädagogik"
Mühlwerth verlangte ein "Ende der Kuschelpädagogik", Schüler würden zu wenig auf das harte Berufsleben vorbereitet. Und Rossmann meinte, Lehrer müssten wieder "eine Handhabe" gegen Schüler, die zum Beispiel Hausübungen verweigerten, bekommen. Amon betonte, die Schule könne nicht als "Reparaturwerkstätte" für alle Probleme der Gesellschaft herhalten.
Während Niederwieser und Brosz auf Grund des finnischen Erfolgs in der Pisa-Studie eine gemeinsame Schule der 6- bis 15-Jährigen befürworteten, verwiesen Amon, Rossmann und Mühlwerth auf den geringen Migrantenanteil in Finnlands Schulen (unter 2 Prozent) im Vergleich zu Österreich (über 12 Prozent). Heftige Kritik übte Amon an Wien. Dort habe man bei den Finanzausgleichverhandlungen zu Gunsten der Wohnbauförderung auf Lehrerposten verzichtet, und nun setze man die Lehrer auch noch häufig in anderen Bereichen als im Unterricht ein.