)
Ein Diätmittelanbieter kommt unter Druck der US-Verbraucherschützer.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Boston. Herbalife bleibt Zankapfel für die Großen der Wall Street. Sie haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten wie die Schuljungen auf dem Pausenhof um das Geschäftsmodell des kalifornischen Herstellers von Diätnahrung gezankt. Es sei seriös, sagten die einen, es sei ein Schneeballsystem, das keine echten Gewinne abwirft, die anderen. Die amerikanische Verbraucherschutzbehörde FTC jedenfalls untersucht die Vorwürfe jetzt.
Ungeschulte Verkäufer
Die FTC-Mitteilung von Mittwoch kam einen Tag, nachdem der bekannte Großinvestor William Ackman seine Kritik an Herbalife wiederholte. Es sei eine Pyramide, ein Schneeballsystem, das nur dadurch Geld mache, dass immer neue Verkäufer angeworben würden. Herbalife verkaufe seine Produkte ähnlich wie die bekannten Tupperware-Parties oder die Avon-Lady aus der Kosmetikbranche. Es gebe ein Netzwerk ungeschulter Verkäufer, die die Produkte von Herbalife kaufen und dann in ihrem Umfeld, in der Verwandtschaft, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz weiter verkaufen. Ackman behauptet, 90 Prozent der Verkäufer machten Verluste. Herbalife suche vor allem ungebildete Menschen, Afroamerikaner und Latinos, die oft nicht wüssten, worauf sie sich einließen.
Das Management von Herbalife hielt dagegen, nannte die FC-Ermittlungen sogar eine Chance, die Vorwürfe gegen das Unternehmen endgültig abzuwehren. Herbalife leide unter der "Fehlinformation auf dem Markt".
Kampf der Wall-Street-Titanen
Ackman hat offensichtlich eigennützige Gründe für seinen Feldzug gegen Herbalife. Der Manager beim Hedgefond Pershing Square Capital in New York City - der Anlagen von 12 Milliarden Dollar (8,6 Milliarden Euro / 10, 5 Milliarden Franken) verwaltet - ist mit aggressiven Leerverkäufen von Herbalife-Aktien in den Markt gegangen. Er verkaufte die geborgten Aktien zu einem hohen Preis an Investoren, um sie bei Kursverfall billig wieder aufzukaufen und die geborgten Papiere dann ihren Eigentümern zurück zu geben. Ackman sagte im Januar 2013 voraus, der Kurs der Herbalife-Aktien werde zusammenbrechen, wenn der Markt erkenne, dass es sich dort um ein illegales Geschäftsmodell handele.
Die Rechnung ging nicht auf. Der Milliardär Carl Icahn kaufte Herbalife-Papiere, übernahm 17 Prozent des Unternehmens aus Los Angeles. Und der weltweit tätige Großinvestor George Soros zog nach, er investierte ebenfalls in Herbalife. Die beiden Auftritte führten dazu, dass die Aktienkurse stabil blieben und Ackman hunderte Millionen Dollar Verlust machte.
Ackman und Icahn stritten sich sogar öffentlich in einer Fernsehsendung über Herbalife und sparten nicht mit persönlichen Angriffen aufeinander.
Der Wert der Herbalife-Aktien ist im vergangenen Jahr um die Hälfte gestiegen. Am Mittwoch nach Bekanntwerden der FTC-Ermittlungen sank der Kurs um sieben Prozent auf 60,57 Dollar (43,42 Euro / 53,09 Franken). Im Geschäftsbericht weist das Unternehmen Einnahmen von 4,8 Milliarden Dollar (3,44 Milliarden Euro / 4,2 Milliarden Franken) aus. Das ist eine Zunahme um 18 Prozent gegenüber 2012.
Brief vom Senator
Entsprechend seinem Vorwurf, nur Unwissende würden aus Verkäufer angeworben, hat Ackman Verbände von Afroamerikanern und Latinos finanziell bei ihren Klagen gegen Herbalife unterstützt. Im Januar sandte der demokratische Senator von Massachusetts, Edward Markey, einen Brief an die FTC und schlug eine Überprüfung von Herbalife vor. David Balto, ein früherer FTC-Mitarbeiter, meinte: "Es wäre unglaublich schwer für die FTC, eine solche Anfrage eines wichtigen Senators der Demokraten zu ignorieren." Nun wird also ermittelt, ob es sich beim Herbalife-Vertrieb wirklich um eine Art Schneeballsystem handelt.