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23 Tote bei Kämpfen in der Grenzregion. | Juba. Die Südsudanesen haben am Montag den zweiten Tag über ihre staatliche Unabhängigkeit abgestimmt. In Juba, der Hauptstadt des Südens, kam es wieder zu langen Schlangen vor den Wahllokalen. Viele Menschen warteten stundenlang geduldig, um ihre Stimme abgeben zu können. Das Selbstbestimmungs-Referendum dauert bis Samstag.
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Bei Kämpfen an der Grenze zwischen Nord- und Südsudan sind unterdessen mindestens 23 Menschen getötet worden.
Vier Millionen Südsudanesen sind aufgerufen, über die Loslösung vom überwiegend arabischen Norden zu entscheiden. Die Volksabstimmung ist Teil eines Friedensabkommens aus dem Jahr 2005.
Das Abkommen beendete damals den über zwei Jahrzehnte andauernden Bürgerkrieg, der mehr als zwei Millionen Menschen das Leben kostete. (Der verlustreiche Bürgerkrieg war nach der Einführung der islamischen Rechtsprechung auch für Nichtmuslime ausgebrochen.)
Damit das für Mitte Februar erwartete Ergebnis gültig ist, müssen 60 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgeben. Es wird jedoch befürchtet, dass das Ergebnis des Referendums erneut zu Gewalt und Vertreibungen führen könnte, da viele Fragen des Grenzverlaufs und der Aufteilung der Ölvorkommen nach wie vor umstritten sind.
Stammesvertreter aus der Region Abyei warfen am Montag der Regierung in Khartum vor, arabische Milizen bei den Angriffen am Wochenende mit Waffen versorgt zu haben. Den Bewohnern der Abyei-Region war zugesichert worden, in einer eigenen Volksabstimmung entscheiden zu können, welchem Landesteil sie sich anschließen wollen. Die Verantwortlichen konnten sich jedoch nicht auf die Modalitäten der Abstimmung einigen.
Opposition fordert Rücktritt der Regierung
Die sudanesische Opposition hat unterdessen den Rücktritt der Regierung gefordert, sollte sich die Bevölkerung des Südens für die Unabhängigkeit entscheiden.
Die Nachrichtenwebsite "Sudanile" zitierte den politischen Sekretär der Partei Volkskongress, Kamal Omar, am Montag mit den Worten: "Die Nationale Kongresspartei (von Staatschef Omar al-Bashir) trägt den größten Teil der Verantwortung wenn es zu einer Abspaltung des Südens kommen sollte, denn sie hat sich um die Frage der nationalen Einheit nicht gekümmert. Sie hat keine Gleichheit und Gerechtigkeit hergestellt zwischen beiden Landesteilen."
Die Süd-Sudanesen, die im Norden lebten, seien von der Regierungspartei wie Bürger zweiter Klasse behandelt worden. Der Nationale Volkskongress ist die größte Oppositionspartei des Sudan. Die Islamisten-Partei war von Hassan al-Tourabi gegründet worden, nachdem sich dieser Ex-Chefideologe des Regimes in Khartum mit Bashir überworfen hatte.
Hoffnungsträger des Südens ist Salva Kiir, Chef der Autonomieverwaltung im Süden und bisher Vizepräsident des Gesamtstaates. Der christliche Politiker hat sich immer mehr Schwarzafrika als dem muslimischen Norden zugewandt. Vom Westen wird der 60-jährige Politiker vom Volk der Dinka hoch geschätzt.
(APA/AFP/Reuters)