Europa schneidet zwar bedrohliche Grimassen, der Westen hat aber im Atom-Poker mit Teheran eindeutig die schlechteren Karten. Während das EU-Verhandlungsteam mit dem Sicherheitsrat droht, beeilt sich US-Außenministerin Rice zu betonen, dass das noch keine Sanktionen zur Folge haben muss.
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Gleichzeitig kann der iranische Präsident Ahmadi-Nejad in aller Ruhe eigene Drohgebärden gegen jene des Westens stellen, denn er weiß, dass diese kraftlos sind. Militärische Operationen sind entgegen anderen Andeutungen zum jetzigen Zeitpunkt praktisch ausgeschlossen.
Die Kräfte der USA sind im Irak gebunden, mehr noch - ein Schlag gegen den Iran könnte die schiitischen Glaubensbrüder im Irak von ihrem Konsenskurs mit den Besatzern abbringen. Ein neuer Flächenbrand im ganzen Nahen Osten würde drohen.
Darüber hinaus spielt Rafsanjani, graue Eminenz der Ölgeschäfte, unverhohlen die wirtschaftliche Karte. Vor allem China, das iranisches Öl dringend benötigt, würde wohl im UNO-Sicherheitsrat von seinem Veto Gebrauch machen. Aber auch der Westen selbst schreckt vor Sanktionen zurück, könnte er durch sie doch größeren wirtschaftlichen Schaden erleiden als die Iraner selbst. Öl und Gas sind nach der Unsicherheit um russische Lieferungen eine wirksame Waffe.
Ahmadi-Nejad hat ein gutes Blatt in der Hand. Und er kann leicht erkennen, dass seine Gegner ihn nicht übertrumpfen können.