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Schlechte Zeiten für Sarkozy

Von WZ Online

Europaarchiv

Popularitätswerte stark gesunken. | Erzrivale Villepin kündigt Gründung neuer Partei an. | Über tausend Demonstranten bei "No-Sarkozy-Day". | Paris. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy ist so unbeliebt wie nie zuvor seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren. Er findet nur noch die Zustimmung von 30 Prozent der Franzosen; seit März stürzte sein Popularitätswert gleich um sechs Prozentpunkte ab. Das ergab eine Ifop-Umfrage für das Pariser Sonntagsblatt "Le Journal du Dimanche".


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Die Vertrauenskrise der Regierung sei auf den Präsidenten fokussiert, erklärte der Politologe Jean-Luc Parodi dem Blatt. Regierungschef François Fillon wird weiter von 49 Prozent der Bürger unterstützt. Dass ein Premierminister um 19 Prozentpunkte vor seinem Präsidenten liegt, hatte es in Frankreich zuvor noch nie gegeben.

Kommentatoren sehen Fillon jetzt als Konkurrenten Sarkozys bei der nächsten Präsidentenwahl in zwei Jahren. Fillon erklärte dem "Journal du Dimanche" jedoch: "Sarkozy ist der natürliche Kandidat der Mehrheit 2012." Es gebe weder Rivalität noch Richtungsstreit. "Mein Konzept ist klar: Der Premierminister setzt die Politik des Präsidenten um." Er werde loyal zu Sarkozy stehen, selbst wenn er in sechs Monaten nicht mehr im Amt sein sollte. Es wird erwartet, dass Sarkozy im Herbst ein "Kampfkabinett" zur Vorbereitung seiner Wiederwahl bildet und Fillon entlässt.

Villepin will neue Partei gründen

Indes kündigte Sarkozys Erzrivale Dominique de Villepin öffentlichkeitswirksam die Gründung einer neuen politischen Bewegung an. Der 56-jährige Ex-Premier wirbt unverhohlen um frustrierte Anhänger des bürgerlich-rechten Regierungsbündnisses. Nicht nur auf der linken Seite gibt es damit für den Präsidenten wieder ernstzunehmende Gegner.

"No-Sarkozy-Day"

Am Samstag sind über tausend Menschen in Paris einem von 55 Internet-Bloggern verbreiteten Aufruf für einen "No Sarkozy Day" gefolgt. Kleinere Demonstrationen gab es außerdem in Marseille, Grenoble, Nantes und anderen Städten. Sie richteten sich gegen die Politik des Präsidenten - nach dem Vorbild des von den Gegnern des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi veranstalteten "No Berlusconi Day" zu dem sich am 13. März in Rom nach Angaben der Veranstalter 200.000 Menschen zusammenfanden.

Einer der Pariser Organisatoren, Benjamin Ball, sagte der Nachrichtenagentur AFP, es handle sich um einen Probelauf für den 8. Mai. Dann werde es landesweite Proteste geben. Sarkozys konservative Partei UMP hatte bei der Regionalwahl am vergangenen Sonntag eine schwere Schlappe erlitten. Sie unterlag in 21 von 22 Regionen im französischen Mutterland einem breiten Linksbündnis der Sozialistischen Partei (PS). Die französische Präsidentschaftswahl findet im Jahr 2012 statt. (apa/afp/dpa)

Regionalwahlen - Schlappe für Sarkozy