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Anton Schlecker zurückgetreten - Schlecker Österreich ohne Geschäftsführer.
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Wien. Dem örtlichen Management von Schlecker Österreich in Pucking und der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) sind am Dienstag nicht nur die Gesichtszüge eingefroren. Denn "Spiegel Online" brachte eine Vorabmeldung des deutschen "Manager Magazin", in der es heißt, dass Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz bisher keinen strategischen Investor für Schlecker Österreich gefunden habe und Schlecker Österreich vor dem Aus stehe. Dem Bericht nach sei nur ein Finanzinvestor im Rennen, der allenfalls einen Teil der 930 österreichischen Schlecker-Filialen übernehmen will.
Damit dürfte die Beteiligungsgesellschaft Recap von Sanierer Anton Stumpf gemeint sein, der 600 der 930 Schlecker-Filialen als fortbetriebswürdig einschätzt. Doch die Gespräche mit Investoren für Schlecker Österreich sollen dem Vernehmen nach daran kranken, dass die präsentierten Zahlen keine Basis für Kauf darstellen.
Unausgegorene Zahlen
"Die Tiefe des vorgelegten Materials lässt noch keine Entscheidung zu", sagt der oberösterreichische Restrukturierer Anton Stumpf, der als einer der möglichen Schlecker Österreich-Retter gilt. Dabei hat Geiwitz nicht nur die Rothschild Bank in Frankfurt mit der Käufersuche mandatiert, sondern auch die Münchner Turnaround-Manager von Alvarez & Marsal Deutschland mit einer Prüfung beauftragt. Branchenkenner äußern auch den Verdacht, dass Schlecker Österreich als Insolvenzfall nach Deutschland "abgezogen" werden und das Unternehmen liquidiert werden soll. Das würde knapp 3000 Arbeitsplätze kosten.
Schlecker Österreich kann selbst keinen Insolvenzantrag beim Gericht in Linz einbringen, weil Schlecker Österreich derzeit keinen Geschäftsführer hat. "Anton Schlecker hat sein Amt als Geschäftsführer niedergelegt", bestätigt Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Es stellt sich jetzt die Frage, wer macht mir die Geschäftsführung in Österreich."
Dass er womöglich Schlecker Österreich sehenden Auges an die Wand fahren könnte, bestreitet der Insolvenzverwalter vehement.
Die Pläne von Geiwitz
"Ich habe persönlich kein Interesse, dass Schlecker Österreich in die Insolvenz gerät, und ich habe Schlecker Österreich ab Insolvenzeröffnung mit Liquidität unterstützt, weil die Kreditversicherung in Österreich aufgekündigt wurde", sagt Geiwitz zur "Wiener Zeitung". "Aber wir haben eine große Abhängigkeit von Schlecker Deutschland und eine Ergebnisverschlechterung von Schlecker Österreich, und uns war relativ schnell klar, dass eine Stand-alone-Lösung von Schlecker Österreich keine Chance hat." Nachsatz: "Schlecker Österreich ist derzeit nicht zahlungsunfähig."
Rund 27 Millionen Euro an Darlehen hat Geiwitz bisher Schlecker Österreich in Form von Waren und Bargeld gewährt. Diese Summe will er zurück - anscheinend auch von Käufern in spe. "Es laufen die Gespräche noch, aber ich werde sicher nicht bis im August warten", kündigt der Insolvenzverwalter an. "Die Situation ist bedrohlich, man muss ja nur in die Läden gucken." Nachsatz: "Entweder es gibt einen Systempartner, der die Läden sinnvoll, relativ schnell bestücken kann oder wenn wir keinen finden, dann droht im schlimmsten Fall auch die Insolvenz in Österreich."
Insolvenz in Deutschland?
Selbst wenn er das Primär-Insolvenzverfahren für die oberösterreichische Anton Schlecker GmbH in Deutschland stelle, sagt Geiwitz, dann werde es einen Sekundärinsolvenzverwalter in Österreich geben. Er wisse aber noch nicht, ob er das so mache. Den Vorwurf, er wolle eine etwaige Insolvenz von Schlecker Österreich nach Deutschland ziehen, um weiter die Kontrolle darüber zu haben, weist Geiwitz zurück.
"Ich habe genug Insolvenzverfahren in Deutschland, und ich kann mir durch ein Insolvenzverfahren in Deutschland keine Vorteile verschaffen , sagt der Schlecker-Abwickler. "Die rechtliche Situation ist dort keine andere. Ohne einen Insolvenzverwalter in Österreich, glaube ich, wird es nicht gehen." Zugleich bestätigt er, dass die Anton Schlecker GmbH in Pucking ihre Darlehens-Forderung gegen die deutsche Mutter im Insolvenzverfahren angemeldet hat. Es dürften so um die 164 Millionen Euro sein.
"Österreich hat immer Gewinne gemacht und Darlehen nach Deutschland hochgegeben, das ist nicht zu leugnen", sagt Geiwitz. "Man hätte auch Gewinnausschüttungen machen können, aber wahrscheinlich wollte er Steuern sparen." Dass noch 30 Millionen Euro im Dezember 2011 von Pucking nach Ehingen abgezogen wurden, dementiert der Verwalter.
Durch die 160-Millionen-Euro-Insolvenzforderung muss auch das Eigenkapital von Schlecker Österreich Richtung null berichtigt werden. Indes meint Geiwitz, dass eine Lösung mit einem Finanzinvestor eher nicht infrage kommt. "Ich rede im Moment mit fast jedem in Österreich, der vom Handelsgeschäft etwas versteht", sagt der Insolvenzverwalter. "Es ist nicht so, dass das alles frustrierende Gespräche sind, sonst würde ich nicht zuwarten." Dem Vernehmen nach sollen österreichische Interessenten einen Ein-Euro-Deal mit Geiwitz anpeilen, die 160-Millionen-Euro-Darlehensforderung vergleichen und 15 bis 20 Millionen Euro in Schlecker Österreich investieren wollen. Indes soll Schlecker Österreich bereits im August bzw. September das Geld endgültig ausgehen.