Arbeiterkammer OÖ bereitet sich auf mögliche Pleite vor - nur aus Vorsicht.
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Pucking/Linz. Die Mega-Pleite der schwäbischen Drogeriekette Schlecker hält weiterhin auch ihre Österreich-Tochter im Bann. Denn erst Ende März wird in Deutschland die weitere Zukunft von Schlecker besiegelt, bis dahin können auch die 3500 Mitarbeiter der Anton Schlecker GmbH in Pucking nur auf einen guten Ausgang hoffen.
Vor allem das schlechte Image (Behandlung der Mitarbeiter) und der Verlust von Kunden macht Schlecker auch hierzulande zu schaffen. Verlor Schlecker in Deutschland rund sechs Millionen Kunden, so waren es in Österreich in den vergangenen vier Jahren etwa 300.000 Klienten. Das macht laut Marktforschungsinstitut Imas ein Minus von 15 Prozent, in Wien soll der Kundenschwund sogar 59 Prozent betragen. Unumstritten ist aber auch: Das negative Image ist bei Schlecker hausgemacht.
Keine Insolvenz geplant
Wie berichtet steht Schlecker Österreich derzeit weder vor der Insolvenz, noch soll der Betrieb vor Ende März veräußert werden. "Bis jetzt sind die notwendigen finanziellen Mittel da gewesen respektive zur Verfügung gestellt worden", sagt Schlecker-Anwalt Klaus Lughofer zur "Wiener Zeitung". "Wenn bei Schlecker Österreich größere Lieferantenverbindlichkeiten anstehen, die zu bezahlen sind, dann werden diese Beträge im Wege des Insolvenzverwalters Geiwitz freigegeben, und das entsprechende Kapital kommt nach Österreich." Nachsatz: "Die Konzernmutter hat größtes Interesse, dass das Unternehmen in Österreich weiter läuft." Die Österreich-GmbH könne alle Verbindlichkeiten bezahlen.
AK-Pläne für Worst Case
Indes bauen die Insolvenzrechtsschutzabteilung der Arbeiterkammer Oberösterreich und die Gewerkschaft GPA schon vor. Arbeiterkämmerer Manfred Schnetzinger und ein GPA-Funktionär waren diese Woche bei einer Schlecker-Besprechung der deutschen Gewerkschaft ver.di in Göttingen. Derzeit tüftelt Schnetzinger an Plänen für den schlimmsten Fall, also einer etwaigen Insolvenzeröffnung in Österreich. "Es stimmt, wir bereiten uns darauf vor, aber ich hoffe, dass der Kelch an uns vorübergeht. Wir wollen aber für den Fall der Fälle bereitstehen", sagt Schnetzinger, Leiter des Insolvenz-Rechtschutzes der AK Oberösterreich, zur "Wiener Zeitung". "Es gab schon andere Fälle, wo wir uns vorbereitet haben und die Insolvenz ist zum Glück nicht eingetreten." Bei Großinsolvenzen müsse aber die logistische Abwicklung im Vorfeld aufbereitet werden, um keine wertvolle Zeit zu verlieren. Schnetzinger hat mit seinen Mitarbeitern unter anderem die Großinsolvenz der Quelle AG betreut. "Unser Ziel ist es, sollte es doch zu einer Insolvenzverfahrenseröffnung kommen, dass die Kollegen möglichst schnell an ihr Geld kommen." Mit Schlecker-Anwalt Lughofer gibt es bereits einen Gesprächstermin. "Wir wollen abtasten, was aus unserer Sicht von der österreichischen Firmenleitung vorzubereiten ist für den schlimmsten Fall", sagt Schnetzinger. Den Schlecker-Mitarbeitern rät er, Zeitguthaben zu verbrauchen und keine großen mehr anzusparen. Denn diese werden vom Insolvenzentgeltfonds nicht abgegolten.