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Handelsverbandspräsident rechnet mit einer Lösung mit Schmerzen.
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Pucking/Ehingen. Die Pleite des deutschen Drogeriekonzerns Schlecker (47.000 Mitarbeiter, davon 3000 in Österreich) zieht weite Kreise. Am Amtsgericht Ulm sind drei Insolvenzeröffnungsverfahren anhängig. Im Mittelpunkt steht das Einzelunternehmen Anton Schlecker, die Konzernspitze der Drogeriemarktkette.
"Das Amtsgericht hat bereits am Montag festgehalten, dass es sehr wohl eine persönliche Haftung von Anton Schlecker gibt, da Herr Schlecker über ein Vermögen in Höhe von drei Milliarden Euro verfügen soll. Die Frage ist nur, ob dieses Vermögen auch für die Gläubiger greifbar sein wird", sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform. "Das Prüfverfahren des vorläufigen Insolvenzverwalters wird mehrere Wochen dauern, dann wird sich herausstellen, ob die Insolvenzvoraussetzungen gegeben sind."
Leben nach der Pleite?
"Die wichtigste Frage bei Schlecker ist: Gibt es Leben oder gibt es kein Leben nach der Insolvenz?", sagt Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des österreichischen Handelsverbands. "Ich weiß nicht, welche Lösung sich bei Schlecker ergeben wird - außer ein großer Schmerz. Das wird eine Marktbereinigung. Es werden relativ große Teile des Unternehmens verschwinden oder künftig andere Namen haben." Nachsatz: "Es hat der Konsum und der Meinl zu gesperrt, und es ist auch niemand verhungert."
Schmuddelläden?
Schlecker habe seinen Platz am Markt nicht gefunden. "Das Konzept hat mehrere Schwächen: erstens schlechte Standorte, es sind Schmuddelläden", sagt Mayer-Heinisch. "Zweitens hat Schlecker ein schlechtes Image. Das kann man nur langfristig ändern und es stellt sich die Frage, ob man so viel Zeit hat." Nachsatz: "Und drittens stellt sich die Frage, ob man einen Geldgeber findet, der die Standort- und Imageverbesserungen überhaupt finanzieren will."
Er könne sich nicht vorstellen, "dass ein Interessent kommt und sagt, ich nehme den ganzen Haufen, das ist nicht zu managen". Dazu kommt laut Handelsverbandspräsident, dass man das Sortiment, das man für das Badezimmer braucht, heute auch bei Spar und Billa erhält.
Schlecker sei durch eine Cash-Flow-orientierte Expansion automatisch in eine Zwickmühle geraten. Die Mitbewerber dm, Bipa, und Müller haben Schlecker abgehängt. "Ein dm, ein Bipa und ein Müller sind bärenstark, sind produktiver und haben eine höhere Quadratmeter-Leistung", sagt der Handelsexperte. "Man kann höhere Kosten vertragen, wenn man eine höhere Quadratmeterleistung hat." In Deutschland setzte Schlecker laut Tageszeitung FAZ im Jahr 2010 rund 2142 Euro pro Quadratmeter um, dm schaffte mit 6285 Euro fast das Dreifache und Müller mit 3967 Euro fast das Doppelte. Dabei betreibt Schlecker ein Vielfaches an Filialen.
Mayer-Heinisch: "Wenn jemand die Marktleistung nicht genügend erfüllt, wird er gehen müssen."