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Schleichende digitale Sklaverei

Von Judith Belfkih

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Die Weiten des Internets sind kaum noch zu überblicken. Die Menge an verfügbarer Information wächst stetig und unaufhaltsam. Gelöscht wird kaum. Der Daten-Dschungel wird dichter.

Was User - vor allem auf Sozialen Netzwerken - zu sehen bekommen, sind immer öfter Inhalte, die sie ohnehin bereits interessieren. Zusammengestellt von klugen Filtern. Langsam übernehmen sie die Kontrolle, schleichend lenken sie immer stärker den Blick und das Surfverhalten. Und verändern damit stufenweise auch die Sicht auf die Welt da draußen.

Eine Entwicklung, die im Extremfall zum Tunnelblick führt, kritisieren österreichische Medienexperten. Gerade junge Menschen bewegen sich im Netz dadurch in einer Art Filter-Blase. Immer nur mehr vom Gleichen: Eine Art digitaler Inzest ist die Folge. Andere Sichtweisen werden oft unbemerkt ausgeblendet. Wie man ins Netz hineinruft, so schallt es zurück. Gleichgesinnte finden sich immer.

Was im Idealfall eine digital organisierte Zivilgesellschaft unterstützt, begünstigt auch Hysterie und Hetze.

Auch eine internationale Forschergruppe präsentierte kürzlich ein "Digital-Manifest", in dem sie vor der digitalen Bevormundung durch diese scheinbar allwissenden Algorithmen warnen. Die Freiheit verschwinde langsam, digitale Sklaverei sei die Folge. Wir werden durch gezielte Selektion in einem unsichtbaren Datenkerker festgehalten.

Und was sagt die hier angesprochene Jugend zur Einschränkung ihres Blickes? Sie antwortet mit einem Emoji. Herzchen flattern aus einem Kussmund.

Was sind schon Worte.