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Donald Trumps jüngster Auftritt, der vor allem in psychopathologischer Hinsicht auffällig war, soll hier nicht kommentiert werden, eine Rolle spielt er sehr wohl. Denn der überaus kluge Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, sprach bei der Münchner Sicherheitskonferenz wenige Stunden danach über die Zukunft Europas. Was er sagte, war enttäuschend.
Denn er setzte den vielen Analysen noch eine drauf. Ohne tiefgreifende Reform werde es keinen weiteren Beitritt von Staaten geben, meinte er. Das ist für die Länder am Westbalkan, allen voran Serbien, ein Schlag. Schon jetzt versucht Russland heftig, sich in diesen Staaten einzumischen, und eines ist wohl klar: Eine Stärkung der EU hat Wladimir Putin damit nicht im Sinn.
Österreichs Kanzler Christian Kern unterstützte zur selben Zeit den Plan von Serbiens Premier Aleksandar Vucic, eine Zollunion am Westbalkan einzurichten. Das würde die Region näher an die EU heranführen und wirtschaftlich attraktiver machen. Beides ist richtig und um vieles optimistischer als die gefühlte 100. Analyse, dass die EU nicht optimal organisiert ist. Das gilt auch für die aktuelle Debatte um Griechenland. Ob nun der Währungsfonds bei der anstehenden Umschuldung voll oder nur teilweise mitzieht, ist vollkommen egal.
Gerade nach Trumps "Pressekonferenz" im Weißen Haus, mit der er sich als US-Präsident endgültig disqualifiziert hat, muss Europa zusammenhalten. Und Europa ist eben nicht nur Deutschland, sondern auch Griechenland und der gesamte Balkan. Dieses Europa muss seine - dank Trumps Irrlicht - wieder sichtbare Identität hervorkehren. Patriotismus statt Nationalismus forderte Timmermans in München. Da hat er schon recht. Serbien so nebenbei die Sicht auf den EU-Beitritt zu versperren, gehört nicht zu diesem Patriotismus, sondern stärkt dort bloß die Nationalisten.
Großbritanniens Ex-Premier Tony Blair startet eine Bewegung, um den Brexit umzukehren, der unter falschen Behauptungen zustande gekommen sei. Timmermans und die 27 Regierungschefs sollten ihm laut applaudieren und ihn nach Kräften unterstützen. Europa muss sich auf die Füße stellen und zur Tat schreiten, statt ständig Mängellisten herunterzubeten. Dem werden die Bürger auch folgen, weil es dann ein lohnendes Ziel gibt und keine ängstliche Wegbeschreibung.