Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 4 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Während unsereins den Mund-Nasen-Schutz wohl oder übel noch länger (und wieder an mehr Orten) verwenden wird müssen, wird der Einsatz der Gesichtsmaske im Spitzensport immer fragwürdiger. Ob im Fußball, in der Formel 1 oder im Tennis - trotz Freiluftsport, abgeschotteter Blase mit unzähligen Corona-Tests und auch noch Abstandhalten ist die Maske vor und nach sportlicher Tätigkeit fast durchgängig Pflicht. Was mitunter zu absurden Situationen führt: Als sich etwa Dominic Thiems Halbfinalgegner bei den US Open, Daniil Medwedew, vom Physio behandeln ließ, legte dieser erst los, nachdem der Russe Schutzbrille und Maske montiert hatte. Doch kaum hatte die Massage begonnen, war der Schutz auch schon wieder ab - denn wie sollte der Spieler sonst essen, trinken und mit dem Physio quatschen?
Noch drastischer das Beispiel Champions-League-Finalturnier: Die Ersatzspieler mussten sich ja in Lissabon auf den leeren Tribünen mit großem Abstand zueinander positionieren - doch wenn dann, wie im Fall von Paris St. Germain, ein Tor fällt, fallen plötzlich nicht nur alle Hemmungen, sondern im Nu auch die (sowieso schlecht sitzenden) Gesichtsmasken.
Nun könnte man einwenden, dass Sportler Vorbildwirkung haben und daher zumindest die gute Absicht für diese überstrengen Maßnahmen zählt. Aber genau das ist das Problem an der Sache. Gerade weil hier Millionen zusehen und mitbekommen, dass man in bestimmten Situationen eh auf jegliche Schutzmaßnahme pfeifen und unvorsichtig sein kann, ist die Vorbildwirkung nachgerade verheerend. Ganz besonders im Fall von Paris: Kaum aus der strengen Champions-League-Blase entschwunden, haben sich etliche Spieler - darunter die Superstars Neymar und Kylian Mbappe - mit dem Virus angesteckt. Aber ganz bestimmt nicht deshalb, weil einmal kurz die Maske verrutscht ist. So wird das sportliche Maskentragen zur verlogenen Maskerade.