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Schmähstad im Schmuddeleck

Von Gerald Schmickl

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Es gab Zeiten, da konnte man sich Dieter Chmelar als österreichische Antwort auf Harald Schmidt vorstellen. Diese Zeiten sind vorbei - nicht nur, weil das Original von SAT.1

abgeht. Chmelar, ein Mann mit flotter Zunge, öligem Charme und nicht ganz trittfestem Geschmack, sind höhere TV-Talk-Ehren verwehrt geblieben, nun sitzt er - nach Zwischenstationen in der "Vera"-Tratschküche und im "Willkommen Österreich"-Wohnzimmer - in der Schmuddelecke. Und geht buchstäblich in den Keller lachen, denn tiefer als auf ATVplus geht es wohl nicht mehr, wo er nun täglich mit "Chmelar live" den Vorabend bestreitet.

Die Premiere am Mittwoch geriet schon rein formal zum Desaster. Chmelar und seine Beisitzerin Sandra Thier fanden die Kameras kaum, in die hinein sie ihre unbedarften Stegreifmoderationen plaudern sollten (aber vielleicht war es ja auch umgekehrt - und die Kameraleute fanden die beiden nicht, bei diesem Dilettantensender ist schließlich alles möglich). Auch Ton und Bildschnitt ratterten und wackelten wie Betrunkene daher.

Das passte irgendwie zum völlig derangierten Rainhard Fendrich, der Chmelar auf Mallorca von den fremden Unterhosen in seiner Wiener Wohnung erzählte - und auch sonst jede Menge privater Schmutzwäsche ausbreitete. Da war sogar der ansonst schlagfertige Interviewer "schmähstad". Damit war auch die letzte Hoffnung dahin, die man an diese Sendung noch knüpfen konnte: dass Chmelar wenigstens der Schmäh nicht ausgeht.