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Der Schritt zurück ist immer der schwerste - speziell dann, wenn er unfreiwillig geschieht. Wer kann sich heute ein Leben ohne Eiskasten, Staubsauger und Waschmaschine vorstellen? Über das Flimmerkästchen braucht man da gar nicht zu reden. Und doch hat der ORF am Sonntagabend versucht, die an Breitbild gewohnten Zuseher mit Schmalspur-Fernsehen zu verköstigen und ihnen damit die technologische Vergangenheit schmackhaft zu machen. Der Roland-Emmerich-Action-Thriller "Independence Day", der von aufwändigen Effekten und der Kraft der Bilder lebt, wurde im 4:3-Format gesendet und damit verschnitten & verschwendet.
Zurück führte seine Zuseher auch der WDR. Die erste Folge von "ZeitReise in die 80er Jahre" brachte einen Rückblick ohne Wehmut, dafür aber mit einer reichlichen Dosis distanzierter Ironie. Die Bilder unterschieden sich kaum von jenen der 10-teiligen RTL-Reihe "Die 80er Show". Doch spielten bei WDR Musik und subjektive Erinnerungen eine geringere Rolle, stattdessen wurden die Aspekte "Safer Sex & Telespiel" (so der Titel der Folge) ziemlich nüchtern und gelassen beleuchtet: Der Aufstieg von Helmut Kohl und des Privat-Fernsehens, Aids, die Bedeutung von "Dallas" für die Kulturlandschaft der BRD (so ein Experte anno dazumal über die JR-Serie) sowie der Verfall der politischen und journalistischen Sitten. Bilder von Computerspielen der ersten Stunde lüfteten die Schleier der Verklärung endgültig. Zurück wollen wir doch alle höchstens in die Zukunft.