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Schmied will mehr Mitsprache der Politik bei Universitäten

Von Bettina Figl

Politik

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Wien. Mit den Worten "Wir müssen über Verantwortung und Autonomie sprechen" bringt Unterrichtsministerin Claudia Schmied die Autonomie der Universitäten auf das bildungspolitische Parkett. Auch wenn dieses Thema "ähnlich besetzt ist wie die Gesamtschule", wie sie in einer Pressekonferenz am Donnerstag sagte.

Die von der SPÖ ungeliebte Autonomie der Universitäten hat die schwarz-blaue Regierung 2002 beschlossen. Schmied sagte es sei "nicht die Lösung des Problems", wenn jede Universität selbst bestimmt, ob sie Studiengebühren einhebt oder nicht – doch genau das möchte Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle. "In Österreich werden die Universitäten aus Steuermitteln finanziert" argumentiert Schmied und verlangt mehr politische Mitsprache bei den Hochschulen.

Zur Studienplatzfinanzierung sagte sie, dieser müsste eine fundierte Ist-Analyse vorhergehen. Sie will die Zahl der Studienplätze nicht nach vorhandenen Kapazitäten richten, sondern diese politisch steuern. Zudem will die rote Politikerin den Ablauf von Studien überdenken, das Angebot für Berufstätige ausweiten und die Nutzung der Infrastruktur überdenken: "Vier Monate steht die Uni leer."

Während Schmied also die Autonomie der Universitäten in Frage stellt, kann sie sich vorstellen, den Schulstandorten mehr Freiheiten zu geben – auch wenn sie in diesem Zusammenhang lieber von "Eigenverantwortung" spricht: So sollen etwa Direktoren mehr Mitspracherecht bei der Bestellung der Lehrer bekommen, "aber das heißt nicht, dass jeder Direktor zum Headhunter wird".

Neue Wortkreation "GGS"
Zur gemeinsamen Schule sagte Schmied: "Warum soll ich meine Energie auf etwas verwenden, das derzeit nicht umsetzbar ist?" Sie stecke ihre Energie lieber in die Umsetzung der Neuen Mittelschule (NMS), deren Weiterentwicklung sie sich für 2012 vorgenommen hat. Die NMS soll demnach zur "GGS" werden; nach "WMS" (Wiener Mittelschule), "KMS" (Kooperative Mittelschule) und "NMS" steht die neue Wortkreation für "Gemeinsame Ganztägige Schule" und war wohl als Spitze gegen die ideologisch besetzten Namen der Schulformen gedacht.

Die Pädagogischen Hochschulen sollen im kommenden Jahr auch Masterlehrgänge anbieten dürfen, die öffentlich finanziert werden. Bisher wurden dort nur kostenpflichtige Master-Lehrgänge angeboten. Im Wissenschaftsministerium steht man dieser Idee skeptisch gegenüber.
Auch Qualitätssicherung steht im kommenden Jahr auf dem Programm; die Bildungsstandards werden erstmals im "Echtzeitbetrieb" überprüft. Dabei wird getestet, ob Schüler der vierten und achten Schulstufe ihre Ziele in Deutsch, Englisch und Mathematik erreichen. In Deutsch wurde das heuer erstmals beim "Wiener Lesetest" getan. Schmieds erstes Projekt im neuen Jahr wird übrigens die Zentralmatura sein: Anfang 2012 soll es eine entsprechende Verordnung geben.