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Schmied will Sonderschule trotz UN-Konvention erhalten

Von Petra Tempfer

Politik
Gemeinsamer Unterricht, um Vorurteile abzubauen.
© © © Heide Benser/Corbis

UN-Monitoringausschuss: "Allgemeines Bildungssystem muss für alle offen sein."


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Wien. "Wenn unser autistisches Integrationskind den Computer ausschalten soll, schreit es, dass es durchs Schulhaus hallt", berichtet Herta K., Volksschullehrerin in Wien-Brigittenau. Ihrer Ansicht nach belasten Kinder mit besonderen Bedürfnissen mitunter den Unterricht. Was vor allem dann zum Problem werde, wenn der zusätzliche Sonderschullehrer der Integrationsklasse krank ist und nur noch ein Lehrer alle Kinder unterrichten muss.

Ansichten wie diese hat nun Unterrichtsministerin Claudia Schmied gestützt, indem sie erstmals zum Thema Sonderschule klar Stellung bezog und betonte, diese erhalten zu wollen. Konkret war es die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage durch die Grünen, wie es denn mit dem Ausbau der inklusiven Schule in Österreich weitergehe. Ihre Aussage rief die Behindertenorganisationen "Lebenshilfe" und "Initiative Inklusion Österreich" auf den Plan: Die 2008 ratifizierte UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung sehe einen inklusiven Unterricht für alle Schulen und Schulstufen vor. Sogar eine Steigerung zur Integrationsklasse also, in der behinderte Kinder als "etwas anderes" angesehen werden und erst integriert werden müssen, während bei der Inklusion alle als gleichwertig betrachtet werden. Derzeit besuchen rund 13.000 Kinder, also die Hälfte aller Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, eine Sonderschule.

Eine Wortklauberei

Allerdings ist es gerade die UN-Konvention, auf der Schmieds Bekenntnis zur Sonderschule basiert. Die Ministerin sieht die "wesentlichen Inhalte erfüllt": Der Verpflichtung, "ein integratives Bildungssystem einzurichten", werde nachgegangen - da in der Konvention jedoch "Sonderschulen unerwähnt bleiben, kann dies nur bedeuten, dass sie als zusätzliche Angebote bestehen dürfen". Ein Wechseln ins integrative System sei jederzeit möglich.

Eine Wortklauberei also, bei der es um den Begriff "Sonderschule" und - was viel wesentlicher ist - um die Einstellung zum Thema Inklusion geht. Doch was sagt der UN-Monitoringausschuss dazu, der die Einhaltung der Menschenrechte von Menschen mit Behinderungen durch die öffentliche Verwaltung überwacht? "Sinn und Zweck sind maßgeblich, nicht Wortklaubereien", sagt Vorsitzende Marianne Schulze zur "Wiener Zeitung". Und der Zweck sei laut UN-Konvention, "dass das allgemeine Bildungssystem für alle Menschen mit Behinderung geöffnet werden muss." Die Kinder müssten gemeinsam unterrichtet werden. Nur so könnten Vorurteile von Anfang an abgebaut werden. "Lebenshilfe"-Präsident Germain Weber sieht sich bestätigt und ergänzt: "Wir wissen aus Studien, dass inklusive Schulbildung sogar mehr Ressourcen einspart, als sie Kosten verursacht."

"Wünsche der Eltern zählen"

Der Vorsitzenden der Arge-Lehrer, Walter Riegler, sieht allerdings genau darin das Problem: "Jeder, der einmal in einer Sonderschule oder einer Blindenschule war, weiß, was dort für die Kinder geleistet wird. In einer allgemeinen Schule könnte man die Ressourcen für eine optimale Betreuung nie aufbringen." Außerdem stünden an erster Stelle die Wünsche der Eltern behinderter Kinder - von denen "ein beträchtlicher Anteil möchte, dass ihr Kind in eine Sonderschule geht".

Befürworter und Gegner der Sonderschule wollen einander am Donnerstag zu einer Verhandlungsrunde treffen, um einen Entwicklungsplan hin zur inklusiven Schule zu erarbeiten. Obwohl sie offensichtlich nicht dasselbe darunter verstehen.