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Abergläubige werden es sich gedacht haben: Einem Klub, der aus der Konkursmasse des skandalumwobenen Parmalat-Konzerns entstand, aus der nur durch ein Sondergesetz der Traditionsverein AC Parma herausgelöst und so mit neuem Namen am Leben erhalten werden konnte, ist eher kein prächtiges Gedeihen beschieden. Dieser, der FC Parma, stand seither schon öfters am Rande des Abgrunds - nun ist er einen Schritt weiter, könnte man sagen. Nachdem über Jahre Schulden in kolportierter Höhe von 96 Millionen Euro angehäuft wurden, drei Klub-Eigner binnen ebenso vieler Monate keine Gehälter zurückzahlen konnten, ist der Spielbetrieb akut in Gefahr. Das Heimspiel am vergangenen Wochenende musste abgesagt werden, weil der Verein sich den Sicherheitsdienst und den Strom nicht mehr leisten konnte; und weil der vereinseigene Fuhrpark verpfändet ist, wollen die Spieler zur Auswärtspartie in Genoa nun in den Privatautos anreisen. Sie sind es, denen Respekt gebührt, während alle anderen versagt haben: die Liga, die nicht stutzig wurde, obwohl die Uefa Parma wegen Ungereimtheiten schon aus dem Europacup ausschloss; die Funktionärs-Bonzen, die alles getan haben, um einen weiteren Traditionsverein zu zerstören. Während die Spieler, die schon lange kein Geld gesehen haben, also allen Grund hätten, sprichwörtlich Schmutzwäsche zu waschen, tun sie etwas anderes: ihre eigene reinigen nämlich. "Ab morgen gibt es kein Reinigungsservice mehr, wir nehmen unsere Dressen zum Waschen selbst mit nach Hause", erklärte Kapitän Alessandro Lucarelli. Nun gut, 96 Millionen Euro bringen wohl nicht einmal die profitabelsten Putzereien ein, solange dort nur Kleidung und kein Geld gewaschen wird. In einer Scheinwelt wie dieser setzen die Spieler aber eine symbolisch wertvolle Geste. Die Klub-Bosse und Funktionäre sollten sich ein Beispiel nehmen.